Päpstliche Umweltenzyklika wurde "geleakt"

Papst Franziskus
Papst Franziskus kritisiert "generelle Gleichgültigkeit". Er will Impulse setzen.

Wie sehr Papst Franziskus Umweltthemen am Herzen liegen, machte er gleich bei Amtsantritt klar. Immer wieder forderte der Pontifex in seinen Predigten zum Respekt vor der Natur auf. Am Donnerstag wird nun seine gänzlich der Umwelt gewidmete Enzyklika "Laudato si" (Gelobt seist du). – der Titel ist an den berühmten "Sonnengesang" seines Namenspatrons Franz von Assisi angelehnt – erscheinen. Das italienische Wochenmagazin L’Espresso hat online bereits vorab Auszüge aus dem päpstlichen Lehrschreiben veröffentlicht. Angeblich wurde der Text von Franziskus-Gegnern in der Kurie dem Vatikanisten Sandro Magister zugespielt. Der inoffizielle Entwurf ist 192 Seiten lang, mit einer Einführung, unterteilt in sechs Kapitel und mit zwei Schlussgebeten. Im Vatikan ist man über die Publikation des "geleakten" Dokuments nicht erfreut.

Im ersten Kapitel beschäftigt sich der Papst mit globalen Gefahren wie Umweltverschmutzung, Klimawandel, Trinkwasserknappheit und den daraus resultierenden sozialen Problemen. "Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist ein Menschenrecht. In dieser Welt herrscht eine soziale Ungerechtigkeit gegenüber der armen Bevölkerung, die keinen Zugang zu Trinkwasser hat", schreibt der Papst.

Das 78-jährige Kirchenoberhaupt geht dabei auch auf Flüchtlinge ein: "Die Zahl von Migranten, die vor durch Umweltschäden verschlimmerter Armut fliehen, nimmt tragischerweise zu. Jene Leute werden international nicht als Flüchtlinge anerkannt und haben keinen rechtlichen Schutz. Leider herrscht eine generelle Gleichgültigkeit gegenüber diesen Tragödien."

Der Papst kritisiert die Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur sowie Konsumverhalten und Kapitalismus. Vor einigen Wochen erinnerte Franziskus die "Mächtigen der Welt" daran, dass sie sich eines Tages vor Gott rechtfertigen müssten, falls sie Umweltschutz vernachlässigten.

Franziskus arbeitete über ein Jahr lang an der Enzyklika. Er wurde dabei von Experten und Wissenschaftlern beraten. Der Vorsitzende der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften betonte, Franziskus wolle mit der Umwelt-Enzyklika beim kommenden Uno-Klimagipfel in Paris im November 2015 " Impulse setzen". Es ist das erste Lehrschreiben, das allein aus der Feder von Franziskus stammt. Seine erste, im November 2013 veröffentlichte Enzyklika "Evangelii gaudium" entstand in Zusammenarbeit mit Papst Benedikt XVI.

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