O’gsperrt is: Flaute auf der Wiesn

Nicht nur das Wetter, auch das Rucksackverbot ärgert Besucher und Oktoberfest-Betriebe.
Sicherheitsvorkehrungen wegen Terror ärgern Schausteller, Besucher bleiben aus.

Die Wiesn ohne Karusselle und Autoscooter? Eine seltsame Vorstellung, die jetzt zumindest als Drohkulisse im Raum stand. Weil die Schausteller auf der Wiesn unzufrieden mit den Sicherheitsvorkehrungen sind, ließ man der Stadt eine Protestnote zukommen. Am Donnerstag um 21 Uhr wird das Licht abgedreht – weil die Zukunft der Betriebe so düster sei.

Die Lichter blieben vorerst zwar an, der Unmut ist damit aber nicht geschwunden. Denn die erste Bilanz des Oktoberfests fällt ernüchternd aus. Am Eröffnungswochenende kamen nur halb so viele Besucher wie im Vorjahr, die Woche war auch nicht besser – das ist ein Vergleich, der doppelt unglücklich macht, denn auch 2015 war die Bilanz verhagelt. Grenzkontrollen wegen des Flüchtlingsstroms hatten die Anreise erschwert, und auch generell schwebte über dem größten Volksfest der Welt schon ein Gefühl der Unsicherheit. Heuer hat sich das verschlimmert: Nach den islamistischen Anschlägen in Würzburg und Ansbach und dem Amoklauf von München gleicht die Wiesn mehr denn je der "Oktoberfestung", über die vergangenes Jahr noch gewitzelt wurde.

Essiggurkerl-Verbot

Das Gelände ist umzäunt, Rucksäcke sind verboten, an den Eingängen werden Besucher gefilzt, was zu Schlangen und Frust führt. "Einer Schaustellerin, die ja auf dem Gelände auch wohnt, ist sogar verboten worden, ein Glas Essiggurken, das sie gerade gekauft hatte, mit auf die Wiesn zu nehmen. Das versteht kein Mensch mehr", schimpft Schausteller-Sprecher Edmund Radlinger in der Süddeutschen. Im Focus spricht er von Umsatzeinbußen von bis zu 90 Prozent, auch wegen des Regens. "Das Wetter und die Sicherheit treiben Menschen an den Rand des Ruins."

Angekündigt hatte sich die Flaute schon im Vorfeld. Hoteliers beklagten ein Minus von 15 Prozent bei Buchungen, Trachtenverbände und einflussreiche Protagonisten wie die CSU-Mittelständler oder die Mietwagen-Unternehmerin Regine Sixt sagten ihre traditionellen Veranstaltungen ab – aus Terror-Angst. Um diesen Negativ-Eindruck wieder loszuwerden, hat die Stadt zwar nun ihr Sicherheitskonzept überarbeitet, Ein- und Ausgang werden künftig getrennt – die Kontrollen werden allerdings für das anstehende "Italiener-Wochenende" nicht gelockert.

Bier-Warnung

Besucher aus dem Ausland, die knapp ein Fünftel der Gäste stellen, scheint das ohnehin wenig zu stören. Reisewarnungen sucht man vergebens: Italiens Botschaft weist lediglich darauf hin, dass es nur bis 22:30 Uhr Bier gebe, die US-Botschaft warnt nur vor den Konsequenzen: "Oktoberfest-Bier ist stärker, als Sie denken."

Bei der kleinen, jungen Schwester des Münchner Oktoberfests, der Wiener Wiesn, ist man indes voller Zuversicht, dass die sechste Saison noch erfolgreicher wird als die vorangegangenen. Die Festzelte sind dafür vergrößert und zusätzliche Almen errichtet worden. Die Eröffnung am Donnerstag sei bereits besser besucht gewesen als alle vorangegangenen Eröffnungstage.

Die Sicherheitsmaßnahmen wurden ebenfalls verstärkt. "Aber es gibt hier andere Voraussetzungen als in München", sagte "Wiener Wiesn"-Geschäftsführerin Claudia Wiesner, "weil das Event viel jünger ist und die Sicherheit von Anfang an ein größeres Thema war." Das Areal ist etwa immer schon eingezäunt gewesen und das Sicherheitspersonal hat auch von Anfang an Taschenkontrollen gemacht.

Neu ist diesmal, dass alle durchsuchten Taschen mit einem Bändchen gekennzeichnet werden. Zudem habe man das Securitypersonal aufgestockt sowie mehr Videokameras installiert.

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