Mörder stirbt nach langem Todeskampf

Mörder stirbt nach langem Todeskampf
Die Verwendung nicht erprobter Giftcocktails löst eine neue Debatte über die Todesstrafe aus

Eigentlich hätte Clayton Lockett im Schlaf sterben sollen – schnell, ohne Bewusstsein und ohne Schmerzen. Doch der 38-jährige verurteilte Mörder starb Dienstagabend in einer Todeszelle im US-Bundesstaat Oklahoma unter Qualen, sein Todeskampf dauerte ganze 43 Minuten. „Er wurde zu Tode gefoltert“, so eine Anwältin.

Eine Hinrichtung per Giftspritze verläuft in drei Phasen. Durch ein erstes Medikament wird der Todeskandidat bewusstlos, durch ein zweites gelähmt, das dritte stoppt sein Herz. Bei Lockett führte offenbar eine geplatzte Vene dazu, dass die Mittel nicht richtig wirkten. Er begann nach Luft zu ringen, sich zu winden und mit den Zähnen zu knirschen. Laut einer Zeugin gab er auch unverständliche Laute von sich – offenbar war er bei Bewusstsein. Um den Menschen im Zuschauerraum den Anblick zu ersparen, wurden die Vorhänge heruntergelassen.

Dass Oklahomas Strafvollzugschef die Hinrichtung nach 20 Minuten stoppen ließ, half Lockett nicht mehr. Er starb nach einer Dreiviertelstunde an einem Herzinfarkt. Eine zweite für Dienstag geplante Hinrichtung wurde ebenso wie alle anderen anstehenden Exekutionen für zwei Wochen ausgesetzt. Oklahomas Gouverneurin Mary Fallin ordnete eine Untersuchung an.

Locketts Todeskampf feuert die Debatte über die Todesstrafe in den USA erneut an, wo im Vorjahr laut Amnesty International 39 Menschen hingerichtet wurden. Seit sich Pharmafirmen vor allem aus Europa weigern, ihre auch für Hinrichtungen nutzbaren Medikamente an US-Behörden zu liefern, probieren diese nicht erprobte Giftmischungen aus.

Schon im Jänner war ein Mann nach der Injektion solcher Mittel einen qualvollen Tod gestorben. Lockett und der zweite Todeskandidat vom Dienstag erwirkten im März einen Aufschub ihrer Hinrichtungen. Es sei ihr Recht, die Zusammensetzung ihrer Todesspritze zu kennen, um sicher zu sein, dass sie – wie von der Verfassung vorgeschrieben – „nicht grausam und unüblich“ bestraft werden. Der Oberste Gerichtshof lehnte das mit der Begründung ab, dass die Hersteller der Medikamente geschützt werden müssten.

Pfusch mit Giftspritze

Verbot Das Schlafmittel Thiopental war lange Standard für Hinrichtungen mit der Giftspritze. Seit 2011 hat der US-Hersteller die Produktion eingestellt. Die EU hat den US-Export stark beschränkt, das gilt auch für den langjährigen Hersteller in Österreich. Seither werden Substanzkombinationen eingesetzt, deren Wirkung aber unzureichend getestet ist.

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