Norwegen – die größte Walfangnation der Welt

Das Land fängt laut Artenschutzorganisationen mehr Wale als Japan und Island zusammen.

Japan gilt als die große Walfangnation. Ungeachtet der internationalen Proteste stechen die Walfänger immer wieder in See, um in der Antarktis Jagd auf Zwergwale und andere bedrohte Meeressäuger zu machen. So werden jedes Jahr Hunderte Wale getötet.

Ein neuer Bericht von Artenschutzorganisationen zeigt nun aber auf, dass die ganz große Walfangnation nicht Japan ist, sondern Norwegen: Das Land tötet mittlerweile mehr Wale als Japan und Island zusammen. Laut den Organisationen OceanCare, Pro Wildlife und Animal Welfare Institute erlegten norwegische Walfänger zwischen 2014 und 2015 insgesamt 1396 Zwergwale. Im gleichen Zeitraum tötete Japan 663 und Island 345 Wale.

Die Artenschutzorganisation werfen der norwegischen Regierung vor, den Walfang systematisch zu fördern, um eine sterbende Industrie am Leben zu halten. Denn tatsächlich ist die Nachfrage bei den Konsumenten nach Walfleisch gering. Laut Pro Wildlife und Ocean Care wurden 2014 insgesamt 113 Tonnen Zwergwal-Fleisch – das entspricht rund 75 Tieren – an Zuchtnerze und -füchse auf norwegischen Pelztierfarmen verfüttert. Der Bericht "Frozen in Time: Wie das moderne Norwegen am Walfang festhält" beschreibt zudem die Bemühungen der Walfangindustrie, ihr Walfleisch nach Japan zu verkaufen.

Regierung wehrt sich

Die norwegische Regierung wehrte sich gegen die Vorwürfe. Laut Fischereiministeriums wurden im vergangenen Jahr 660 Zwergwale gefangen. "Die geschätzte Zahl der Zwergwale in norwegischen Gewässern ist mehr als 100.000", erklärte das Ministerium. Zwergwale (Minkwale) gehören mit rund acht Metern Länge zu den Großwalen und sind damit im Walfangmoratorium aufgenommen worden.

Die kommerzielle Jagd auf Großwale ist seit 1986 verboten. Norwegen hat trotz des Verbots durch die Internationale Walfangkommission seit 1993 die Jagd auf Zwergwale wieder zugelassen. Nachdem der Staat einen formellen Einspruch erhoben hat, ist er nicht an das Fangverbot gebunden – und somit rechtlich auch nicht belangbar.

Japan behauptet, die Wale würden zu wissenschaftlichen Zwecken gejagt. Dies ist trotz des Moratoriums erlaubt.

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