Loveparade-Unglück: Anklage unwahrscheinlich

epa03316085 A candle stands in front of a wall with silhouettes at the site of the tragedy of the 2010 Loveparade in Duisburg, Germany, 24 July 2012. Two years after the catastrophic mass panic, Duisburg residents, friends and family members commemorate the 21 victims. The victims died at the entry gates of the parade during a mass panic. EPA/CAROLINE SEIDEL
Eine Massenpanik im Juli 2010 kostete 21 Menschen das Leben. Doch wer war wirklich schuld?

Fast drei Jahre haben die Ermittlungen nach der Loveparade-Tragödie von Duisburg gegen 15 Beschuldigte gedauert, darunter Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Jetzt bereitet ein Opferanwalt seinen Mandanten darauf vor, dass es vermutlich nie zu einer Anklage kommen werde.

Ein Strafverfahren sei nämlich „nie dazu da, Ereignisse aufzuklären, sondern individuelle, strafrechtlich relevante Schuld festzustellen“, sagt Thomas Feltes, Professor für Kriminologie an der Universität Bochum. Feltes vertritt einen Angehörigen eines zu Tode getrampelten Opfers bei der Loveparade. Er fordert deshalb in einem Gespräch mit der dpa die Einsetzung eines unabhängigen Untersuchungsausschusses, der ein halbes Jahr nach dem Unglück mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen vom Düsseldorfer Landtag abgelehnt wurde. Feltes findet, dass es jetzt an der Zeit wäre, denn das Aufklärungsinteresse der Angehörigen und rund 541 Menschen, die bei dem Unglück zum Teil schwer verletzt worden waren, sei riesig. Der U-Ausschuss sei die einzige Möglichkeit, auch politische Verantwortlichkeiten zu klären. „Welche Rolle spielten die Polizei, der Innenminister und die Duisburger Stadtspitze?“

Unglückliche Umstände

Da für eine strafrechtliche Verurteilung zweifelsfrei nachgewiesen werden müsste, dass die Person wesentlich zum Tod oder zu Verletzungen beigetragen hat, sei diese Beweisführung äußerst schwierig. In Duisburg dürfte eine Kette unglücklicher Umstände und schlampiger Bewilligungsverfahren das Unglück ausgelöst haben. Der Zugang zu dem Festgelände auf dem ehemaligen Güterbahnhof führte durch einen Straßentunnel. Fehlgeleitete Besucherströme und Planungsfehler führten zur Überfüllung und einer Massenpanik. Die jungen Menschen waren in dem Chaos gefangen und versuchten einander über hohe Zäune zu helfen. Die Veranstaltung war für 250.000 Besucher genehmigt worden, doch angeblich drängten fast 500.000 auf das Gelände.

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