Amateure drängen sich in der Todeszone
Zwei Jahre nach dem Erdbeben in Nepal stehen sich heuer die Bergsteiger in der Todeszone im Weg. Vor Schlüsselpassagen stehen oft Dutzende Bergsteiger Schlange. Ein britischer Ex-Soldat brach seinen Aufstieg kurz vor dem Gipfel ab, weil ihm eine indische Bergsteigerin am Fixseil entgegen gerutscht kam. Der 32-jährigen Sunita Hazra war die Sauerstoffflasche ausgegangen. Leslie Binns, 42, rief seinen Sherpa und gemeinsam brachten sie die völlig erschöpfte Frau aus der Todeszone.
"Veganer können alles"
Schlechter erging es einem australischen Ehepaar. Während der Mann den Gipfel erklomm, starb seine Frau an der Höhenkrankheit. "Du gehst weiter", soll Maria Strydom, eine Dozentin aus Melbourne ihrem Mann gesagt haben. In einem Blogeintrag ihrer Hochschule erklärte sie, warum sie die Seven Summits, die höchsten Berge auf allen sieben Kontinenten, besteigen wollte: "In dem wir die sieben Gipfel besteigen, wollen wir beweisen, dass Veganer alles können."
Außer Strydom verloren noch vier Menschen ihr Leben. Die Rettungshubschrauber fliegen im Dauereinsatz – und am Hillary Step, einer Kletterpassage mit einer fix eingebauten Leiter, kommt es zu Stauungen. Manche Bergsteiger besitzen nicht die technischen Fähigkeiten, die es bräuchte, um sich bei minus 40 Grad mit einem Sauerstoffgerät Schritt für Schritt nach oben zu kämpfen. "Der Grat zwischen Triumph und Tragödie ist verdammt schmal", sagt der Südtiroler Bergführer Toni Stocker, der den Gipfel am 19. Mai bezwungen hat. Für Stocker, der 250 Tage im Jahr am Berg ist, war der Everest "die härteste Tour, die es gibt", erklärte er dem Spiegel. "Dieser Ort, dieser magische Gipfel, ist so lebensfeindlich ..." Stocker hat sich an den Zehen mittlere Erfrierungen zugezogen, hatte aber das Glück es erst beim Abstieg zu merken.
Bis zu 150.000 Euro zahlen Fanatiker, die sich dann von mehreren Sherpas zum Gipfel schleifen lassen.
Kommentare