Geldsegen aus dem Weltall für türkisches Dorf

Bewohner von Saricicek mit Meteoritenstücken
Ein verarmtes Dorf im Südostes des Landes gelangte dank eines Meteoriteneinschlages zu Reichtum.

Wenn einem der Himmel auf den Kopf fällt, muss das nicht unbedingt schlecht sein: Die Bewohner des Dorfes Saricicek im verarmten Südosten der Türkei können bezeugen, dass tatsächlich alles Gute von oben kommt. Ein unerwarteter Geldsegen aus dem Weltall hat aus den mittellosen Dörflern stolze Besitzer von Autos und Wohnungen gemacht.

Der Reichtum fiel in Saricicek eines Nachts mit einem lauten Knall vom Himmel. Die Bewohner schreckten aus dem Schlaf hoch und dachten zunächst an ein Gefecht. Am nächsten Morgen fanden die Menschen in ihren Gärten und auf den Feldern dunkle Steinbrocken.

NASA-Experten

Die Dorfbewohner riefen die Universität im nahen Bingöl an. Die dortigen Experten meldeten die Sache der US-Weltraumagentur NASA weiter. Die Amerikaner schickten einen Experten in das ostanatolische Dorf. Der Fachmann identifizierte die Bruchstücke als Weltraumgestein, das wahrscheinlich vom Asteroiden Vesta abbrach.

Seitdem ist in Saricicek nichts mehr, wie es war. Weltraumfreunde aus aller Welt interessieren sich für das Meteoritengestein; sie sind bereit, viel Geld für ein Bruchstück zu bezahlen. Summen von umgerechnet 60 bis zu 190 Euro pro Gramm werden genannt. Im Ort, dessen 3000 Bewohner bisher vor allem von der Viehzucht lebten, wurden deshalb alle zum Meteoriten-Jägern. Die Menschen durchstöbern die Umgebung des Ortes in der Hoffnung auf einen großen Fund.

So mancher musste zu seinem Glück gezwungen werden. Der 30-jährige Hasan Beldek etwa wollte sich der Suche zunächst nicht anschließen. Doch seine Schwiegermutter nörgelte so lange herum, bis er doch auf die Felder ging. Inzwischen dürfte Beldek seiner Schwiegermutter sehr dankbar sein. Nach mehreren Stunden Suche stieß er auf den bisher größten Brocken überhaupt: Das Stück ist 1,5 Kilogramm schwer.

Jetzt träumt der Hilfsarbeiter, der drei Kinder zu ernähren hat, vom großen Geld. Ein Angebot von mehr als 100.000 Euro für den Stein hat er ausgeschlagen, weil er auf einen noch größeren Erlös hofft: "Ich warte auf bessere Kunden." Beldek will ein Haus und einen Imbiss-Laden kaufen, wenn er den Stein zu Geld gemacht hat.

300.000 Euro

Andere wollten nicht warten – sie verkauften ihre Fundstücke sofort, um sich Autos oder Wohnungen anzuschaffen. Insgesamt nahmen die Dorfbewohner laut Medien bereits mehr als 300.000 Euro ein. In einem Land, in dem der monatliche Netto-Mindestlohn bei 326 Euro liegt, ist das eine hohe Summe.

Russische Meteoriten-Jäger waren die ersten ausländischen Steinesucher. Weil in Saricicek zu dieser Zeit noch niemand wusste, welchen Ansturm die Gesteinssplitter auslösen würden, machten die Russen mit weniger als 20 Euro pro Gramm ein Schnäppchen. Als wenig später die Amerikaner und die Deutschen kamen, hatten sich die Preise schon verdoppelt. Danach ging es weiter steil aufwärts. Beim zweiten Besuch der Russen mussten sie drei Mal so viel zahlen wie anfangs. Und die Bewohner von Saricicek suchen weiter.

Wissenschaftliche Daten zu dem Fund, der unter dem Projektcode TUBITAK-MFAG/113F035 läuft, gibt es unter http://turk-met.net/saricicek-meteorite-gallery/

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