Lehrerin erfand Vergewaltigung, wollte Job des Kollegen

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Ein deutscher Lehrer saß fünf Jahre schuldlos in Haft. Nun steht die Lehrerin vor Gericht.

Am Donnerstag begann in Darmstadt der Prozess gegen die 48-jährige Heidi K. wegen Falschbeschuldigung eines Kollegen. Die Frau hatte behauptet, dass der Biologielehrer Horst Arnold sie 2001 in einer hessischen Gesamtschule vergewaltigt hätte. Das Motiv: Heidi K. war laut der Zeitung Die Welt auf den Job ihres Kollegen scharf. Der Mann musste fünf Jahre ins Gefängnis, verlor Haus und Beruf und bekam auch keine Entschädigung, nachdem das Landgericht Kassel das „krasse Fehlurteil“ aufgehoben hatte. Horst Arnold saß seine Haftstrafe bis zum letzten Tag ab. Danach lebte er von Hartz IV. Durch einen reinen Zufall kam Jahre später die Wahrheit ans Licht.

Tödlicher Herzinfarkt

Doch für Arnold kam sie zu spät. Der 53-Jährige erlitt an jenem Tag im Juni 2012 einen Herzinfarkt, als Anklage gegen Heidi K. erhoben wurde. Der Frau drohen jetzt bis zu zehn Jahre Haft. Arnold ist tot, doch seine Tochter und sein Anwalt Hartmut Lierow wollen eine Rehabilitation erreichen. Nach dem Freispruch hatte auch der Moderator Jörg Kachelmann angekündigt, eine Stiftung für Opfer von Fehlbeschuldigungen zu gründen: Im Gedenken an Horst Arnold.

Arnold war verurteilt worden, obwohl die Lehrerin keine Beweise vorlegen konnte. Das Kleid, das sie angeblich an dem Tag trug, hatte sie gewaschen, die Unterwäsche weggeworfen. Erst nachdem Arnold verurteilt worden war, kam heraus, dass die Frau nach der Tat mit einer Bekannten Tennis gespielt hatte. Die Anzeige erstattete sie Tage später.

Lügengeschichten

Der Fall flog auf, weil Anja K., die Schwester von Hartmut Lierow, das angebliche Opfer als Frauenbeauftragte beraten hatte. Ihr fiel auf, dass Heidi K. häufig log. So wollte sie sich versetzen lassen, weil ihr Lebensgefährte, ein Polizist, nach einem Kopfschuss pflegebedürftig sei. Der Polizist war weder ihr Freund noch verletzt.

Hartmut Lierow hörte Zeugen an und erzwang schließlich ein Wiederaufnahmeverfahren. Als sich Horst Arnolds Schuldlosigkeit herausstellte, meinten die Schulbehörden nur lakonisch, er müsse sich neu bewerben.

Heidi K. blieb auch am Donnerstag vor Gericht bei ihrer Version: „Die Tat habe ich sehr präsent im Gedächtnis.“ Mit tränenerstickter Stimme schilderte die 48-Jährige die Vergewaltigung. Doch das Landgericht Kassel hat im Wiederaufnahmeverfahren klar festgestellt, dass ihre Geschichte „nachweislich“ frei erfunden ist. Die Frau sei in der Lage, „die aberwitzigsten Geschichten zu erfinden“, hieß es. Der Fall Arnold ist eines der größten Justizirrtümer der deutschen Rechtsgeschichte.

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