USA

Historischer Besuch des Papstes

Franziskus als Vermittler: Er wird die Staatschefs Raul Castro und Barack Obama treffen.

Franziskus – ein politischer Papst: Der 78-jährige Pontifex hat bei der historischen Annäherung zwischen den beiden früheren Erzfeinden USA und Kuba kräftig vermittelt. Franziskus selbst versuchte seinen Beitrag kleinzureden. Er habe lediglich drei Monate gebetet, sagte er nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen der beiden Länder. Der Wunsch nach einer Annäherung sei von Kuba und den USA ausgegangen.

Doch es ist eine Tatsache, dass der Vatikan in den vergangenen Monaten eine wichtige Vermittlerrolle gespielt hat. Der Papst hat schon öfter bewiesen, dass er sich aktiv in die globalen Krisen und Konflikte einmischt. Er setzt auch seine moralische Macht taktisch klug ein und geht beim Kampf gegen Krieg und Gewalt unkonventionelle Wege – etwa als er den israelischen und palästinensischen Präsidenten zum Friedensgebet in den Vatikan einlud.

Hohe Erwartungen

Entsprechend hoch sind die Erwartungen zum Auftakt der päpstlichen Reise nach Kuba und in die USA. Der Vatikan hat sich vor Kurzem bereits für eine Aufhebung des US-Embargos gegen den Karibikstaat ausgesprochen. Obwohl sich die beiden Staaten angenähert haben und US-Präsident Barack Obama die Sanktionen gelockert hat, können sie nur vom US-Kongress völlig aufgehoben werden. Die USA hatten nach der sozialistischen Revolution von Fidel Castro Anfang der 1960er-Jahre die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zu Kuba abgebrochen.

Die USA sind zurzeit dabei, weitere Lockerungen der Wirtschaftssanktionen vorzubereiten: So sollen erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert US-Firmen Büros in Kuba eröffnen dürfen. Die Pläne dürften allerdings auf den Widerstand der Republikaner im US-Kongress stoßen. Viele Konservative stehen auch dem Papst-Besuch in den USA ablehnend gegenüber.

Franziskus reist heute, Samstag, für vier Tage nach Kuba, anschließend besucht er die USA. Der Argentinier trifft sowohl Kubas Staatschef Raul Castro als auch US-Präsident Barack Obama. Zudem spricht er als erstes katholisches Kirchenoberhaupt überhaupt vor dem US-Kongress in Washington und hält eine Rede vor den Vereinten Nationen. Der 84-jährige Raul Castro wird bei der Rede des Papstes am 25. September dabei sein und drei Tage später selbst beim UN-Gipfel ans Rednerpult treten – am selben Tag wie Barack Obama. Ein weiterer historischer Moment.

Heikle Themen

Bei allen Gelegenheiten wird erwartet, dass der Papst heikle politische Themen anspricht und klar Stellung bezieht – auch deshalb eine Nervenprobe für viele Republikaner, weil der Papst sich in der Einwanderungspolitik für die Aufnahme von Bedürftigen einsetzt.

Kubas Katholiken atmen nach schwierigen Jahren im Sozialismus angesichts des Papstbesuches jedenfalls auf. Viele Menschen mussten lange fürchten, wegen ihres Glaubens ihren Job zu verlieren oder gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden. Die Lage entspannte sich ab den 1990er-Jahren, als der kubanische Staat sich öffentlich zur Religionsfreiheit bekannte. Und Kubas Staatschef Raul Castro ließ im Mai bei seinem Besuch im Vatikan aufhorchen, als er seiner Begeisterung über Papst Franziskus mit den Worten "Kein Witz, wenn der Papst weiter so redet, dann fange ich früher oder später wieder an, zu beten und trete wieder der katholischen Kirche bei", Ausdruck verlieh.

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