Kreditgeschäfte mit russischer Autovermietung

Marine Le Pen und ihre Russland-Connection
Der französische Front National ist Schuldner einer Moskauer Firma, die es so nicht gibt.

2014 nahm der Front National von Marine Le Pen bei der "First Czech-Russian Bank" neun Millionen Euro auf, was für internationale Schlagzeilen sorgte, weil man der französischen Rechtspolitikerin vorwarf, sich von Wladimir Putin aus der finanziellen Patsche helfen zu lassen.

Dummerweise ging die Bank im Vorjahr pleite und trat die Forderungen an den Front National an die Firma Konti in Butowo, einem abgewohnten Vorort von Moskau, ab. Konti gibt ihren Geschäftszweck mit "Vermietung und Leasing von Autos" an, hat aber nicht einmal eine Firmentelefonnummer.

Ein in Osteuropa nicht unüblicher Vorgang, seinen Forderungen schweren Nachdruck zu verleihen und die Gläubiger damit unter Druck zu setzen.

Für Le Pens Front National kocht diese Geschichte zur Unzeit hoch. Denn genau vier Wochen vor den französischen Präsidentschaftswahlen findet am 28. März in Moskau ein Prozess statt, bei dem es um die neun Millionen Euro geht, die an den Front National vergeben wurden. Der Konkursverwalter der Bank verklagt die ominöse Firma Konti nun auf die Rückgabe des Kredits.

Im russischen Gerichtsverfahren wird es auch um die Frage gehen, wer in Moskau tatsächlich Gläubiger des Front National ist. Recherchen von APA und Tagesanzeiger.ch/Newsnet zeigen: Eine Firma Konti gibt es an der Adresse Südbutowo-Strasse 101 nicht. Das "Büro 18" steht seit Jahren leer, von geschäftlichen Aktivitäten im Haus wissen die Nachbarn nichts.

Putins Judopartner

Die pleitegegangene Erste Tschechisch-Russische -Bank gehörte dem Geschäftsmann Roman Popow, der offenbar ein Gefolgsmann von Putins Freund und Judopartner Gennadi Timtschenko ist, einem der reichsten Oligarchen.

Als die Bank im August 2016 Konkurs anmelden musste, stellte die staatliche Einlagensicherung fest, dass der Vizechef der Bank 26 Millionen Euro auf geheime Konten transferiert hatte. Er sitzt seit Jänner in Untersuchungshaft.

Bleibt die Frage, ob es sich tatsächlich nur um ein kriminelles Stück mit dem Ziel der Selbstbereicherung handelt? Denn offenbar ist der Besitzer der dubiosen Autovermietung, Sergej Jewssejew, auch Direktor einer Wachgesellschaft aus dem Umfeld der Bank sowie des Baukonzerns Strojtransgas, der zum Geflecht von Gennadi Timtschenko gehört. Von dieser Wachgesellschaft führen Spuren zu Wladimir Grischin, einem Veteran des legendären sowjetischen KGB-Einsatzkommandos Alfa, der sich offenbar mit dem Oligarchen Timtschenko angelegt haben könnte.

Alte Freundschaften, neue Feindschaften.

Der Kredit des Front National ist angeblich mit sechs Prozent verzinst.

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