Neuseeländer wählen ihre neue Flagge

Die 4,5 Millionen Neuseeländer haben noch bis 24. März die Wahl.
An der Abstimmung ist auch ein bekannter Österreicher nicht ganz unbeteiligt.

Farn oder nicht Farn. Diese Frage beherrscht ganz Neuseeland. Die knapp 4,5 Millionen Einwohner stimmen derzeit über ihre Nationalflagge ab. Die neue (mit Farn) oder die alte (mit dem britischen Union Jack) stehen in der letzten Abstimmungsrunde zur Auswahl.

Tatsächlich geht es aber um viel mehr als nur zwei Fahnen, wovon die eine als "koloniales Relikt" und die andere als "hässliches Badetuch" in Zeitungen geschmäht wird. Es ist ein Voting über den Umgang mit der Vergangenheit. "In Neuseeland gibt es keine Konflikte, wir müssen niemals Krieg führen. Wir sind nur dort dabei, wo wir sein wollen", sagt Chris, Angehöriger der Maori, beim KURIER-Besuch in Keri Keri. Diese Freiheit nutzten die Neuseeländer, um in jedem Krieg vorne mit dabei zu sein: Erster und Zweiter Weltkrieg, Afghanistan, Irak und sogar in Vietnam (an der Seite der USA). Kein Wunder, dass im Zentrum jedes Dorfes ein großer Bau zu finden ist, oft wichtiger platziert als alle Kirchen – das War Memorial, das Erinnerungsgebäude an die Gefallenen.

Wenn Großbritannien zu den Waffen griff, war Neuseeland immer mit dabei. Bis heute gibt es zwei Gründungsmythen, wie das Land tatsächlich zu einer Nation wurde: Der eine betrifft den ersten Sieg im Rugby über England (1905), der andere die Schlacht des Ersten Weltkriegs im türkischen Gallipoli, bei der 100.000 Menschen starben. Wer derzeit die große Ausstellung über diese missglückte Schlacht im Nationalmuseum in der Hauptstadt Wellington sehen möchte, muss in einer – ständig hundert Meter langen – Schlange anstehen. Bis heute ist der Tag der Landung in Gallipoli der wichtigste Feiertag des Landes.

Deshalb treten fast ständig im Fernsehen Veteranen auf, die auf das Erbe und den Union Jack verweisen. Auf der anderen Seite steht der (eigentlich konservative) Premierminister John Key, der nach einer Kanadareise meinte, dass er auch so eine schöne Flagge wie den Maple Leaf haben wollte. Statt professionellen Designs wurde das Volk aufgerufen, Flaggen zu gestalten.

Vorbild Hundertwasser

Ein alter Vorschlag des Wiener Malers und Wahl-Neuseeländers Friedensreich Hundertwasser galt vielen als Vorbild. Er verwendete Symbole der Maori, die auch auf der Flagge repräsentiert sein wollen. Die Koru-Flagge von Hundertwasser setzte die bis heute anhaltende Diskussion 2007 in Gang.

Die Schöpfer der besten Projekte bekamen dann eine kurze Einführung von einem Designer der Schuhfirma Nike, was hämische Kommentare auslöste.

Laut Umfragen sind 63 Prozent für die alte Flagge und nur 26 für die neue. Nach mehreren Wahlgängen und rund 15 Millionen Euro Kosten geht es nun ins Finale. Am 24. März steht der Sieger fest.

Tatsächlich sieht man eine andere Flagge viel häufiger wehen. Sogar die nationale Fluggesellschaft verwendet diese für ihre Flugzeuge: Der silberne Farn auf schwarzem Grund – die Flagge der All-Blacks, des glorreichen Rugby-Teams des Landes, aktueller Weltmeister.

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