"Das darf sich nicht wiederholen"

Mehr als 1200 Anzeigen gingen nach der Silvesternacht in Köln ein
Ein neues Sicherheitskonzept soll Übergriffe wie im Vorjahr verhindern - die Zahl der Polizisten wird verzehnfacht.

Den Satz mit der Armlänge sparte sich Henriette Reker diesmal. Ohnehin klang die Kölner Oberbürgermeisterin am Montag ganz anders als im Jänner, als in ganz Deutschland Wut und Irritationen die Debatte über die Silvesternacht beherrschten: Hatte sie nach den massenhaften, von Migranten begangenen Übergriffen noch dazu geraten, einfach auf Abstand zu potenziellen Tätern zu gehen, hörte man jetzt bei der Pressekonferenz zum neuen Sicherheitskonzept ganz andere Töne. Die Kölner müssten sich die Stadt, den Raum vor dem Dom zurückerobern", sagte sie da.

Köln hat dazugelernt, und das nicht nur aus dem Vorjahr. Schon in den Jahren zuvor hatte die Domstadt mit einem hohen Maß an Kriminalität und Übergriffen rund um den Hauptbahnhof und auf der Domplatte zu kämpfen – dass die 140 Polizisten, die zum vergangenen Jahreswechsel im Einsatz waren, der randalierenden Massen nicht Herr werden konnten, verwunderte in Köln niemanden wirklich. "Das darf sich nicht wiederholen", sagte der im Jänner neu bestellte Polizeipräsident, Jürgen Mathies, selbstkritisch. Im vergangenen Jahr sei die Exekutive "nicht in der Lage gewesen, da zu sein" – dem schloss sich Reker an: "Das wird das Bild Kölns ausmachen", sagt sie.

1500 Polizisten

Dafür, dass die Domstadt wieder ein Ort des ungezwungenen Feierns werden kann, soll ein Großaufgebot an Polizisten sorgen. 1500 Einsatzkräfte plus 600 Sicherheitskräfte von privaten Firmen werden in der Stadt unterwegs sein; sie tragen Bodycams, um Vorfälle zu dokumentieren, ein mobiler "Hilfebus" stehe Betroffenen zur Verfügung, zudem gebe es über eine Hotline permanent Hilfe. Am Hauptbahnhof kommt endlich Videoüberwachung – eine Million Euro hat man dafür investiert; das Areal ist zudem böllerfreie Zone.

Parallel dazu überwachen Beamte soziale Netzwerke, um schnell reagieren zu können, wenn die Stimmung an einem Ort kippt – oder wenn sich Täter verabreden: Der Verdacht, dass die Täter sich zuvor untereinander abgesprochen hatten und auch aus anderen Städten angereist waren, stand bei den Ermittlungen des Vorjahres ja im Raum – bewiesen werden konnte das jedoch nicht. Ohnehin gestaltete sich die Aufklärung – auch durch fehlende Überwachungsbilder – derart schwierig, dass es kaum zu Verurteilungen kam. 1205 Strafanzeigen waren nach Silvester erstattet worden, nur sechs Täter wurden verurteilt.

Ähnlich trist ist die Bilanz auch in anderen deutschen Städten , wo sich zu Silvester Ähnliches ereignet hat. 410 Frauen waren etwa in Hamburg belästigt worden, bisher konnte nur ein Täter schuldig gesprochen werden; auch in Düsseldorf kam es auch nur zu einer Verurteilung. In den größeren Städten ist die Polizei deshalb in Alarmstimmung. Derart umfassende Maßnahmen wie in Köln sind allerdings nirgendwo angedacht – auch, weil die personellen Mittel fehlen.

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