Klimawandel: Ein ganzes Dorf muss umziehen

Die 650 Bewohner des Inseldorfes Shishmaref in Alaska fliehen vor den steigenden Fluten.

"Wir können das Meer nicht aufhalten", sagt Sharon Nayopuk. Seit Hunderten Jahren leben Inuit im Inseldorf Shishmaref in Nordalaska. Nun sehen sie sich angesichts des Klimawandels gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.

Das 650-Einwohner-Dorf hat mittels Volksentscheid einen Komplettumzug der Inselbewohner aufs Festland beschlossen. Denn das Dorf wird es bald nicht mehr geben – die Insel ist schwer vom steigenden Meeresspiegel gezeichnet, ein Großteil der Strände ist bereits vom Ozean verschluckt. Zahlreiche Häuser sind im Wasser versunken; die neu errichteten müssen mit fünf Meter hohen Schutzwällen gesichert werden. Doch auch dieser Schutz wird nicht von Dauer sein, und neues Bauland für die Bewohner kann auf der Insel einfach nicht mehr gewonnen werden.

Keine Wahl

Nicht alle haben für den Umzug gestimmt. Viele Inuit fürchten, dass ihr traditionell geführtes Leben auf dem Festland ein jähes Ende finden wird. Doch die Menschen haben keine Wahl. "Das Besondere an Shishmaref ist, dass wir alle eine Gemeinschaft, eine Familie sind", sagt der 18-jährige Klimaaktivist Esau Sinnok. "Diese Gemeinschaft wird es dann nicht mehr geben. Wenn ich in einer Stadt lebe, wird es mir das Herz brechen, nicht mehr rund um die Uhr die Gesichter meiner Familie sehen zu können."

Shishmaref hatte sich bereits 2002 in einer Abstimmung für einen Umzug entschieden. Dies war dann jedoch an mangelnder staatlicher Förderung gescheitert. Denn die Kosten betragen rund 300.000 Dollar (etwa 265.000 Euro) pro Einwohner. Nun hat das US-Innenministerium immerhin einen Teil der Summe für die Umsiedelung lockergemacht.

Versunkene Salomoneninseln

Die Inuit-Insel im Polarkreis ist nicht das erste Opfer des Klimawandels – im Südpazifik sind bereits fünf Inseln der Salomonen wegen des steigenden Meeresspiegels und der zunehmenden Küstenerosion versunken. Diese fünf Inseln waren allerdings unbewohnt – sie wurden nur gelegentlich von Fischern genutzt. Die Inseln, bewachsene Korallenatolle, hatten eine Fläche von bis zu fünf Hektar. "Das waren nicht nur kleine Sandinseln", sagt der australische Wissenschaftler Simon Albert.

Laut den Forschern sind sechs weitere Inseln des weit verstreuten Salomonen-Archipels akut bedroht. Auf einer dieser Inseln seien zwischen 2011 und 2014 schon zehn Häuser im Meer versunken, heißt es. Auf einigen Inseln habe die Küstenerosion Dörfer zerstört, die mindestens seit 1935 existiert hätten. Die Bewohner mussten umziehen.

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