Kindesmissbrauch: UN-Bericht kritisiert Vatikan scharf
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben die Vereinten Nationen den Vatikan für seinen Umgang mit Kindesmissbrauch durch Priester scharf kritisiert. Der UN-Ausschuss zur Bekämpfung von Folter findet in seinem aktuellen Bericht, der am Freitag in Genf vorgestellt wurde, deutliche Worte: Die katholische Kirche habe nicht sichergestellt, dass Missbrauchsfälle lückenlos der Polizei gemeldet würden; sie habe Geistliche versetzt, um ihnen Strafverfolgung zu ersparen, und sie habe es verabsäumt, Missbrauchsopfer angemessen zu entschädigen.
Fast 3500 Fälle
Für den aktuellen UN-Bericht legten Vatikan-Abgesandte auch Zahlen offen. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre wurden demnach 848 Geistliche wegen sexueller Übergriffe ihres Amtes enthoben. 2572 weitere wurden – wegen fortgeschrittenen Alters oder gesundheitlicher Probleme – geringer bestraft. Insgesamt verfolgte der Vatikan zwischen 2004 und 2013 fast 3500 Fälle von Missbrauchsvorwürfen.
Die UN äußerten sich besorgt über Berichte, dass katholische Geistliche die Meldepflicht nicht ernst nähmen. Es sei obendrein dafür zu sorgen, dass sich Opfer vertrauensvoll an ein unabhängiges Gremium wenden könnten, hieß es.
In dem Report werden auch konkrete Fälle genannt, wie etwa jener des Geistlichen Joseph Palanivel Jeyapaul, der 2004 in Minnesota eine 14-Jährige sexuell missbrauchte. Der Vatikan wurde 2006 informiert, blieb aber untätig. Jeyapaul entging der Verfolgung durch die US-Justiz, indem er in sein Heimatland Indien zurückkehrte.
Der neue Report unterscheidet sich dennoch vom letzten, weil er bei aller Kritik auch Lob enthält: Die Kirche habe in den vergangenen zehn Jahren Schritte zur Bekämpfung von Missbrauch gesetzt, heißt es. Als positives Beispiel wird etwa die neue Kommission genannt, die im Dezember 2013 vom Papst gegründet wurde. Franziskus hatte angekündigt, entschlossen gegen sexuellen Missbrauch vorgehen zu wollen.
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