Die Krisenbesucher

Ein kaputtes Hotel in Saint-Martin
Die Briten schicken "nur" ihren Außenminister in die zerstörten Gebiete. Frankreichs Präsident ist mit großer Entourage eingetroffen, Hollands König ist erschüttert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte die "größte Luftbrücke seit dem Zweiten Weltkrieg" in die Karibik an. Er entsendet 1900 bewaffnete Sicherheitskräfte und Hilfsgüter. Sein Krisenbesuch begann in Pointe-a-Pitre auf Guadeloupe. Danach reiste er weiter zu den von "Irma" verwüsteten Inseln Saint-Martin und Saint-Barthelemy. Macron ist mit großem Gefolge unterwegs, ihn begleiten die Gesundheitsministerin Agnes Buzyn, Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sowie Experten.

Während die Franzosen und Niederländer seit einer Woche mit großem Aufwand helfen und vor allem Familien mit Kindern ausfliegen, kommen die Briten, wenn überhaupt, nur langsam in Gang. Der konservativen Regierung von Theresa May wird bereits Hartherzigkeit vorgeworfen, sind doch ihre Überseegebiete wie die Virgin Islands schwer getroffen. Am Dienstag wurde dann verlautbart, dass sich Außenminister Boris Johnson auf die Reise in die Karibik machen wird. Ob er viel Hilfe (Geld) im Gepäck haben wird, ist nicht bekannt.

Milliardär Richard Branson postete Bilder seiner zerstörten Privatinsel Necker Island. "Bei der Geschichte über Hurrikan Irma auf den Britischen Jungferninseln geht es nicht um Necker – es geht um die zigtausend Menschen, die ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren haben." Branson ist nach Puerto Rico geflogen, um Hilfe für die Bewohner der Britischen Jungferninseln zu organisieren. Auf seine Regierung will er sich nicht verlassen, obwohl er an London appellierte, die Opfer von "Irma" zu unterstützen.

Die niederländisch-französische Insel Saint Martin / Sint Maarten ist praktisch unbewohnbar. Mindestens zehn Menschen kamen auf französischer Seite ums Leben, sieben sind vermisst. Auf der anderen Seite gab es vier Todesopfer. Der niederländische König und Krisenbesucher Willem-Alexander zeigte sich erschüttert: "Das übersteigt alle Vorstellungskraft. So etwas habe ich noch nie gesehen. Und ich habe ziemlich viel Naturgewalt und Kriegsgewalt gesehen."

Auch in den USA wird das Ausmaß der Zerstörungen sichtbar. Die Schäden sind noch unkalkulierbar. Besonders betroffen sind die Florida Keys.

Nicht bewohnbar

Die Inselgruppe mit 77.000 Einwohnern wird über Wochen nicht bewohnbar sein. Die einzige Landverbindung zwischen den Inseln und dem Festland ist der Overseas Highway, der im weiteren Verlauf zum großen Teil aus Brücken besteht, die vermutlich verbogen wurden. Als Sofortmaßnahme hat die Regierung einen Flugzeugträger hingeschickt. Auf Bildern sind zerstörte Häuser zu sehen, die sich von ihren Fundamenten gelöst haben. Boote wurden durcheinander geworfen.

In Florida waren am Dienstag 15 (!) Millionen Haushalte ohne Strom. Auch Energieversorger in Georgia und South Carolina meldeten großflächige Ausfälle. In einigen Gebieten wird es Wochen dauern, bis wieder Strom fließt. Bei 40 Grad im Schatten sind Wohnungen ohne Klimaanlage glutheiß. Doch es wird auch wieder gefeiert. Diejenigen, deren Häuser verschont blieben, gönnen sich Cocktails nach Tagen der Angst.

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