"Darth Vader" im Freizeitlook

Der legere Stil täuscht: Als Geschäftsmann ist John Malone knallhart
Medienscheuer TV-Tycoon: Der neue Formel-1- Besitzer John Malone ist ein knallharter Verhandler.

Legerer Freizeitlook, Hände in den Hosentaschen, ein joviales Lächeln auf den Lippen – auf den ersten Blick wirkt John Malone freundlich und ausgesprochen harmlos. Doch dieser Eindruck täuscht: Der 75-jährige Medientycoon, der gerade die Formel 1 gekauft hat, gilt als einer der härtesten und abgebrühtesten Geschäftsmänner der USA.

Das Magazin Forbes, das Malones Vermögen auf 7,1 Milliarden Dollar schätzt, bezeichnet ihn als "mächtigsten Mann im Kabelgeschäft". Wegen seiner aggressiven Deals wird der Liberty-Media-Boss auch "Cable Cowboy" genannt. Ex-US-Vizepräsident Al Gore fand diesen Beinamen wegen der kompromisslosen Art, mit der der Medienmanager seine Interessen verfolgt, offenbar unzureichend – er verpasste Malone den Spitznamen "Darth Vader".

Selfmade-Millionär

Der 1941 in Connecticut geborene Malone, der in Europa eher unbekannt ist, ist ein absoluter Selfmade-Millionär. Nach dem Studium der Elektrotechnik und Ökonomie an der Eliteuniversität Yale machte er seinen Master in Industriemanagement an der John-Hopkins-Universität, wo er 1967 auch promovierte.

Malones Aufstieg startete 1973 in Denver mit dem Aufbau der Firma TCI. Mithilfe zahlreicher Übernahmen formte er das Unternehmen zu einem Netzgiganten und verkaufte es 1999 für etwa 48 Milliarden Dollar an den US-Telekomkonzern AT&T. Von Insidern seither "Vater der US-Kabelindustrie" genannt, widmete sich Malone nun seinem zweiten Standbein Liberty Media, das nach dem Verkauf an AT&T von TCI abgetrennt wurde. Malone kontrolliert heute ein weitverzweigtes, international agierendes Firmenimperium, das vor allem in der Kabel- und Medienbranche tätig ist. Seit Ende 2007 versorgt Liberty Global über die aufgekaufte UPC Telekabel auch Österreich.

Für den Kauf der Formel 1 zahlte Liberty Media 4,4 Milliarden Dollar (etwa 3,93 Milliarden Euro). Zudem sollen Schulden in ähnlicher Höhe übernommen werden.

Größter privater Landbesitzer

John Malone ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt mit seiner Familie in Parker, Colorado. Er gilt als der größte private Landbesitzer in den USA. Laut dem Finanzblatt Fortune liefert er sich mit seinem Freund Ted Turner, ebenfalls ein bekannter Medienunternehmer, eine Art Privatduell und nennt inzwischen mehr als 8900 Quadratkilometer an Wäldern, Ranches und Farmen sein Eigen.

John Malone ist zwar seit Jahrzehnten eine prägende Gestalt in der Unterhaltungsindustrie, scheut aber selbst das Rampenlicht – ganz im Gegensatz zur schillernden Societygestalt Bernie Ecclestone. Der langjährige Formel-1-Geschäftsführer, der seinen Posten vorerst behalten darf, betonte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Liberty Media. Immerhin räumte der 85-jährige Brite ein: "Nach zwei oder drei Jahren werde ich es vielleicht ein bisschen ruhiger angehen."

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