Regierung dementiert Lösegeldzahlung

Dominik Neubauer ist befreit. Seine Eltern können endlich aufatmen. Der im Jemen entführte Sprachstudent wurde in der Nacht auf Donnerstag vom Heeres-Nachrichtendienst nach Wien gebracht. Gemeinsam mit den zwei entführten Finnen verbrachte er die Nacht im Heeresspital in Stammersdorf, abgeschottet von den Medien. Mittlerweile konnten alle drei das Krankenhaus verlassen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurde dann bei der Übergabe am Mittwoch eine hohe Summe bezahlt, vermutlich im Millionenbereich. Außenminister Michael Spindelegger betonte allerdings im Ö1-Morgenjournal am Freitag, dass keine unmittelbaren Forderungen an Österreich gestellt worden waren. Der Außenminister bekräftigte außerdem, dass kein Lösegeld gezahlt worden sei. Man habe sich bemüht eine "humanitäre Lösung" ohne die Zahlung von Lösegeld zu finden. "Das ist uns auch gelungen."
Terrorexperte skeptisch
Diesen Aussagen hält der deutsche Terrorismusexperte Rolf Tophoven entgegen: "Durchaus glaubhaft ist, dass der Oman als Vermittler eingeschaltet wurde, um diesen Deal im Auftrag der österreichischen Regierung durchzuführen". Das sagte Tophoven am Freitag der APA. Tophoven hält einen Geldfluss über Umwege für plausibel. "Regierungen können grundsätzlich nie zugeben, dass sie mit Terroristen verhandeln". Es sei jedoch vorstellbar, dass das Sultanat im Auftrag der beiden europäischen Staaten agiert habe.
Betreuung
Der Wiener wird derzeit von Heerespsychologen ärztlich versorgt, er soll – wie der KURIER aus vertraulicher Quelle erfuhr – von der Tortur der Gefangenschaft noch ziemlich mitgenommen sein. Das Heeresspital hat bereits entsprechende Erfahrung, denn auch die beiden Salzburger Mali-Geiseln waren hier nach der Freilassung zur Erstversorgung.

Austausch
Laut der meist gut informierten Yemen Times fand am Mittwoch ein Austausch mit El-Kaida nahe stehenden Männern statt. Wie berichtet, dürften die Finnen und der Österreicher zunächst von einem lokalen Stamm entführt und dann an die Terroristen weiterverkauft worden sein. Von Offiziellen in Qatar, die zuletzt auch bei anderen Geiselnahmen im Jemen erfolgreich vermittelt hatten, sollen im Vorfeld Gespräche mit den Kidnappern eingefädelt worden sein, hieß es. Dabei hatte es aber noch erhebliche Unstimmigkeiten wegen der Höhe des Lösegelds gegeben. Zuletzt sollen die drei Geiseln jedenfalls nach einer längeren Odyssee im Gebiet des Hawf-Stammes an der Grenze zwischen Oman und Jemen untergebracht gewesen sein. Offenbar übte auch die omanische Regierung entsprechend Druck auf die Stammesführer aus, was ebenfalls zu dem guten Ende führte.
„Heute ist ein Tag der Erleichterung und der Freude für Dominik Neubauer und seine Familie. Wir freuen uns mit ihr, dass diese langen Monate der Ungewissheit nun ein Ende gefunden haben und dass es uns gelungen ist, die sichere und gesunde Rückkehr des Österreichers in die Heimat zu erreichen“, erklärten Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Spindelegger in einer schriftlichen Stellungnahme am Abend. Spindelegger sagte außerdem: „Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden politischen Kanäle und diplomatischen Möglichkeiten genützt, um konsequent in Richtung einer Lösung dieses Falles zu arbeiten. Dieses Ziel haben wir erreicht. Einer dieser Kanäle hat sich als erfolgreich erwiesen. Mit persönlicher Unterstützung seiner Majestät, des Sultans von Oman, Sultan Qaboos bin Said Al Said und seiner Regierung ist uns die Freilassung geglückt.“
21. Dezember 2012 Dominik Neubauer wird mit einem finnischen Ehepaar von Bewaffneten aus einem Elektronikgeschäft mitten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verschleppt.
24. Dezember 2012 Stammesangehörige verlangen für die Freilassung des 26-Jährigen und der Finnen die Zahlung von vier bis sieben Millionen Dollar (5,40 Mio. Euro).
3. Jänner 2013 Jemenitische Behörden bestätigen den Aufenthaltsort von drei entführten Europäern – darunter Dominik Neubauer. Die Geiseln würden in der Region Khawlan nahe der Hauptstadt Sanaa festgehalten. Der Stamm wolle mit der Entführung, eine finanzielle Entschädigung für ein von der Regierung enteignetes Grundstück erpressen, heißt es weiter.
21. Februar 2013 Im Internet taucht in einer Videobotschaft auf YouTube das erste Lebenszeichen des Wiener Studenten auf: „Mein Name ist Dominik N. Ich wurde am 21. Dezember 2012 von einem jemenitischen Stamm als Geisel genommen. Sie wollen Lösegeld. Ich appelliere an die jemenitische Regierung, die österreichische Bundesregierung, die Europäische Union und alle anderen Staaten, ihre Forderungen zu erfüllen. Andernfalls werden sie mich sieben Tage nach Veröffentlichung dieses Videos töten.“
27. Februar 2013 Die Familie antwortet auf dem selben Kanal. In einem Video flehen die sichtlich verzweifelten Eltern und der Bruder die Entführer um die rasche Freilassung ihres Sohnes an.
28. Februar 2013 Das Ultimatum für die Lösegeldforderung läuft ab.
8. Mai 2013 Die drei Geiseln werden am Mittwochabend von Angehörigen eines Clans aus dem Dorf Hawf in Grenznähe omanischen Behörden übergeben.
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