Italien: Rechtsextremer Terror gegen Ausländer
Nach Schüssen auf mehrere Ausländer im italienischen Macerata haben sich die Hinweise auf eine rassistisch motivierte Tat verdichtet. Medienberichten zufolge zielte der Täter am Samstag aus seinem Auto ausschließlich auf dunkelhäutige Menschen. Dabei sind zumindest sechs Menschen - fünf Männer und eine Frau zwischen 21 und 33 Jahre - verletzt worden.
Die Schüsse waren am Samstagvormittag an verschiedenen Orten in der Provinzhauptstadt in den Marken gefallen. Alle Verletzten seien ausländischer Nationalität, teilte die Polizei auf Twitter mit, stand für weitere Auskünfte aber auch am Nachmittag nicht zur Verfügung.
Regierungschef Paolo Gentiloni rief die Italiener auf, dem Risiko einer Gewaltspirale entgegenzuwirken. "Hass und Gewalt werden es nicht schaffen, uns auseinanderzutreiben", sagte der Sozialdemokrat in Rom. Der Vorfall heizte vor den Wahlen am 4. März die politische Diskussion weiter an.
Täter aus Italien bei faschistischem Gruß gefasst
Bevor die Polizei am Mittag einen Verdächtigen festnahm, hatten die Gemeinde und die Polizei die Bürger aufgerufen, Häuser, Büros und Schulen nicht zu verlassen. Der Nachrichtenagentur ANSA zufolge handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 28-jährigen Italiener. Er ist 2017 in der Region für die Lega Nord bei Kommunalwahlen angetreten.
Der Täter habe nach seiner Verfolgung an einem Soldaten-Denkmal gehalten, sich die Jacke ausgezogen, die italienische Fahne auf die Schultern gelegt und dann den faschistischen, römischen Gruß gemacht, schreibt Repubblica. Der Mann habe sich dann zu dem Anschlag bekannt. Bei seiner Festnahme habe er keinen Widerstand geleistet. Im Auto fanden die Carabinieri den Berichten zufolge die mutmaßliche Tatwaffe, eine Pistole der Marke Glock.
Politiker verschiedener Lager verurteilten die Tat. "Der Mann, der geschossen und sechs dunkelhäutige Altersgenossen getroffen hat, ist eine elendige und irre Person", schrieb der Chef der Sozialdemokraten und Italiens Ex-Ministerpräsident, Matteo Renzi, auf Facebook.Der Mann habe auch einen Schuss auf den Sitz der sozialdemokratischen PD in Macerata abgegeben
Lega Nord-Chef gibt anderen die Schuld
Lega-Chef Matteo Salvini, der mit der FPÖ gemeinsam in einer EU-Parlamentsfraktion sitzt, sagte der Ansa: "Die moralische Verantwortung für jede Episode von Gewalt, die in Italien passiert, haben diejenigen, die [das Land] mit illegalen Einwanderern gefüllt haben."
Die Lega ist Teil der Mitte-Rechts-Allianz mit Berlusconis Forza Italia und den rechten Fratelli d'Italia. Salvini selbst war offenbar im Vorjahr bei einer Wahlkampf-Kundgebung der Lega in der Stadt anwesend, bei der auch der mutmaliche Täter auf einem Video zu sehen ist.
Macerata war erst vor wenigen Tagen von dem grausamen Mord an einer 18-Jährigen erschüttert worden. Die Leiche des Mädchens war zerstückelt in zwei Koffern gefunden worden. Verdächtigt wird ein Mann aus Nigeria, der mit Drogen gedealt haben soll. Er sitzt in Untersuchungshaft. Italienische Medien berichten über die Vermutung, der Vorfall am Samstag sei eine Reaktion auf den Mord gewesen.
Die Migrationskrise, von der Italien in hohem Maße betroffen ist, dominiert den Wahlkampf. Die Lega Nord, die sich gegen die Einwanderung positioniert, hat in den vergangenen Monaten an Zulauf gewonnen und liegt derzeit bei rund 13 Prozent. Wer wie Lega-Chef Salvini "Tragödien für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert", sei verantwortlich für eine Spirale von Hass und Gewalt, die schnellstmöglich gestoppt werden müsse, sagt der Anführer der Linksallianz Liberi e Uguali, Pietro Grasso.
"Seien wir still und betreiben keinen Wahlkampf auf Kosten von dem getöteten Mädchen und den Verletzten von heute", mahnte auch der Spitzenkandidat der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio.
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