Fiat-Arbeiter darf Gauguin-Bild behalten

Meisterwerke hingen 40 Jahre lang in der Küche – Besitzer ahnte nichts von Diebstahl.

Ein Pensionist aus Sizilien darf zwei 1970 in London gestohlene Gemälde von Paul Gauguin und Pierre Bonnard behalten: 40 Jahre lang hingen sie in seiner Küche, nachdem er sie bei einer Fundsachen-Auktion der italienischen Bahn erstanden hatte. Roms Justizbehörden kamen nun zu dem Schluss, dass der 70-jährige ehemalige Fiat-Arbeiter die Bilder auf ehrliche Weise erworben hat und damit der rechtmäßige Besitzer ist. Der Wert der Ölgemälde beträgt insgesamt rund 35 Millionen Euro.

"Ich habe für beide zirka 20 Euro gezahlt. Ich habe ein gutes Geschäft gemacht", sagte der Sizilianer. "Diese Bilder hingen in unserer Küche. Sie haben das Alltagsleben einer einfachen Familie begleitet."

Über den spektakulären Fund der beiden Bilder hatten Medien im April berichtet. Bei den Gemälden handelt es sich um Gauguins "Früchte auf einem Tisch" (1889) sowie um Bonnards "Die Frau mit den zwei Sesseln". Der Bonnard wird auf 600.000 Euro geschätzt. Die beiden postimpressionistischen Bilder waren der reichen Londoner Familie Mark-Kennedy 1970 gestohlen worden.

1975 versteigerte die italienische Eisenbahn die Werke, die in einem Zug von Paris nach Turin zurückgelassen worden waren und im Fundbüro der Bahn landeten. Der Sizilianer erwarb sie bei der Auktion: "Damals waren 45.000 Lire für einen Fiat-Arbeitnehmer nicht wenig, doch ich habe immer schon Kunst geliebt", sagte der Mann. "Statt ins Kino oder ins Lokal zu gehen, habe ich Geld zur Seite gelegt, um Bilder auf Flohmärkten zu kaufen."

Im April hatte der Mann erklärt, wie er darauf gekommen war, dass es sich bei den beiden Werken in seiner Küche um die gestohlenen Meisterwerke handelt: Sein Sohn, ein Architekturstudent, habe eine Biografie Bonnards erworben. "Das ist der Garten unseres Bildes", sagte er beim Betrachten eines Fotos. "So haben wir begonnen, einiges zu begreifen", erklärte der 70-Jährige. Herbeigerufene Experten informierten dann die Polizei.

Nun seien Verhandlungen im Gange, um das Gauguin-Gemälde zu verkaufen, sagte der Pensionist – mehrere Privatsammler hätten sich bei ihm gemeldet. "Ich überprüfe die Angebote zusammen mit meiner Familie. Das Bonnard-Gemälde bleibt aber bei uns, wir lieben es sehr. Wir hoffen, dass uns jemand die Möglichkeit bietet, die Bilder auszustellen, denn Schönes muss jedem zugänglich sein."

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