Das Geschäft mit Leihmüttern
Eine 35-jährige Irin setzt alle Hoffnungen auf eine indische Leihmutter, die ihr Kind austragen soll. "Dies ist unsere einzige Möglichkeit, ein Baby zu bekommen", sagt die Frau, die wegen eines angeborenen Herzfehlers keine Kinder bekommen kann und deswegen auch kein Kind adoptieren darf. Mit ihrem Mann ist sie nach Neu-Delhi gereist. Sein Sperma und ihre Eizelle werden in Vitro befruchtet und dann einer fremden Frau eingesetzt, die das Kind austragen soll.
Für durchschnittlich 23.000 Euro bieten die 350 indischen Fruchtbarkeitskliniken kinderlosen Paaren aus aller Welt Hilfe an. Sie erwirtschaften damit 2,1 Milliarden Euro pro Jahr.
Doch die indische Regierung will jetzt Leihmutterschaften unterbinden und keine Ausländer mehr als Kunden in den Fruchtbarkeitskliniken zulassen. Das sorgt für heftige Proteste bei den Fertilitätsmedizinern.
"Warum sollten Ausländer diskriminiert werden? Wir sind doch alle Menschen", sagt Nayana Patel, die Direktorin der Akanksha-Klinik im westindischen Unionsstaat Gujarat. Für die geschätzt 25.000 jungen Inderinnen, die die Kinder austragen, fiele eine Einnahmequelle weg. 4200 Euro erhalten die Frauen im Schnitt. Zum Vergleich: Ein indischer Koch verdient rund 95 Euro im Monat. Die Regeln sehen vor, dass die Paare mit den indischen Leihmüttern einen Vertrag abschließen, doch die Frauenrechtsorganisation Centre for Social Research berichtet, dass viele Leihmütter nicht einmal eine Kopie des Vertrags, der in den Kliniken aufgesetzt wird, erhalten. Viele Leihmütter, die herablassend Mietbäuche genannt werden, erhielten angeblich nicht die vereinbarte Gage, seien unvorbereitet auf den bei Leihmüttern üblichen Kaiserschnitt und nicht versichert.
Nach Ansicht von Manasi Mishra, der Leiterin der Frauenrechtsorganisation, ist ein Verbot von Leihmutterschaft der falsche Weg. "Die Branche wird in den Untergrund gehen, und das wird die Verhandlungsmacht der Leihmütter weiter schwächen."
"Ein Verbot ist keine Lösung", sagt auch die Ärztin Nayana Patel. Kinderlose Paare würden dann eben woanders ihr Glück versuchen. Russland und die Ukraine erlauben kommerzielle Leihmutterschaft. Auch in einigen US-Bundesstaaten ist es erlaubt, allerdings kostet dort der Kinderwunsch ein x-Faches des indischen Preises.
Oft werden Paare mit Kinderwunsch von Gynäkologen in ihren Heimatländern an die indischen Kliniken empfohlen, weil die Ärzte dort sehr gut ausgebildet sind. Im Internet werben die Kliniken um Kundschaft. Was machbar ist, wird in der globalisierten Welt heute gemacht.
Visa für Wunschbabys
In Nepal schob das oberste Gericht im August dem Geschäft mit Leihmüttern einen Riegel vor, das sorgte für riesige Empörung, da viele Kinder bereits unterwegs waren. Die Regierung stellte daraufhin für diese Neugeborenen Visa aus, mit denen die Eltern ihre Wunschbabys abholen konnten. "99 Prozent der Kinder, die auf diese Weise zur Welt kommen, werden in liebevoller Umgebung aufwachsen, weil ihre Eltern solche Anstrengungen auf sich nahmen, um endlich ein Kind zu bekommen", sagt der Mann der irischen Patientin in Neu- Delhi. "Es wäre ein Wahnsinn, das zu verbieten."
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