Geldofs undurchsichtige Band-Aid-Geschäfte
Dieses Mal werden Spenden für den Kampf gegen Ebola gesammelt, doch die Stimmen mehren sich, dass Bob Geldof der größte Profiteur davon sein könnte. Sein Charity Trust würde wegen totaler Intransparenz kein Spendengütesiegel erhalten.
Mit "Do they know it’s Christmas" stürmt "Band Aid 30" in Großbritannien die Charts, am Freitag erschien die deutsche Version mit Campino und anderen. 1,29 Euro kostet ein Download, 1,03 gehen an Geldofs Charity Trust. Und wie vor 30 Jahren als er mit "We are the world" Äthiopien vor dem Hunger retten wollte, gewährte auch diesmal der britische Finanzminister dem Iren Steuerbefreiung.
"Unmoralisch und menschenverachtend" findet die Berliner Entwicklungshilfeexpertin Melanie Huber die Aktion. Sie spricht für einen Zusammenschluss großer Hilfsorganisationen wie "Brot für die Welt" und "Misereor".
"Wer etwas für den Kampf gegen Ebola tun will, sollte sein Geld direkt an eine der transparenten Spendenorganisationen geben, die sich hier engagieren", sagt Burkhard Wilke der Welt. Er ist Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, das das "Spendensiegel" für vertrauenswürdige Hilfsorganisationen vergibt. Band Aid würde das Siegel nicht bekommen: "Es ist komplett intransparent, wofür die eingespielten Mittel konkret verwendet werden."
Auch in Afrika formierte sich Widerstand. Schnell machte der hämische Charitysong "Africa for Norway" die Runde, in dem Afrikaner sich gegenseitig auffordern, frierenden Norwegern alte Heizkörper und etwas Wärme zu schenken. Der aus Ghana stammende Rapper Fuse ODG begründete seine Absage an Band Aid 30 damit, dass Zeilen wie "Es gibt keinen Frieden und keine Freude in Westafrika" schlicht eine Lüge seien, er mache dort regelmäßig Urlaub.
Das YouTube-Video von Sky News zeigt Geldof, wie er im Interview die Contenance verliert und "Bollocks" pöbelte (umgangssprachlich für männliche Geschlechtsorgane). Die Moderatorin hatte angemerkt, dass sein Fundraising gar nicht nötig wäre, wenn die singenden Millionäre einfach ihre Steuern korrekt bezahlten oder wie Adele ordentlich spendeten. Auf der Homepage des Projekts befindet sich nichts Konkretes über den geplanten Kampf gegen Ebola.
Kommentare