USA

Heckenschütze von Dallas plante offenbar noch größere Attacke

Proteste am Samstag
Hinweise auf Vorhaben in Tagebuch und durch Sprengstofffund in Wohnung.

Der Polizistenmörder von Dallas hatte Pläne für eine noch größere Attacke als die tödlichen Schüsse auf die Beamten. Darauf deuteten unter anderem Eintragungen in seinem Tagebuch und die Sprengstofffunde in seiner Wohnung hin, sagte der Polizeichef der Stadt, David Brown, am Sonntag in einem Interview des Senders CNN.

Der 25-jährige Micah Johnson hatte in der Nacht zum Freitag während einer Demonstration gegen Polizeigewalt fünf Polizisten erschossen und fünf weitere sowie zwei Zivilisten verletzt. Als Tatmotiv gilt Hass gegen Weiße.

Brown enthüllte, dass der Täter im Treppenhaus der Garage, in der er später gezielt durch Sprengstoff getötet wurde, die Buchstaben RB mit seinem eigenen Blut an die Wand geschmiert habe. Möglicherweise sei er vor seinem Tod verletzt worden. Was die Buchstaben bedeuten, war zunächst unklar.

Der Polizeichef verteidigte in dem Interview den Einsatz eines Roboters, um den Angreifer auszuschalten. Der Schütze habe während der stundenlangen Verhandlungen mit Polizisten nicht nur geschossen, sondern auch gelacht, gesungen und darüber gesprochen, wie viele Polizisten er wohl umbringen werde. Es habe keine andere Wahl gegeben, als ihn mit Hilfe des Roboters zu töten. "Ich würde es unter den gleichen Umständen wieder tun", sagte Brown.

Heckenschütze von Dallas plante offenbar noch größere Attacke
People shout slogans during a protest in support of the Black lives matter movement in New York on July 09, 2016. The gunman behind a sniper-style attack in Dallas was an Army veteran and loner driven to exact revenge on white officers after the recent deaths of two black men at the hands of police, authorities have said. Micah Johnson, 25, had no criminal history, Dallas police said in a statement. / AFP PHOTO / KENA BETANCUR

"Das muss aufhören, die Spaltung zwischen unserer Polizei und unseren Bürgern!" Mit langen Pausen spricht David Brown, der schwarze Polizeichef von Dallas. Nach den Schüssen, durch die fünf seiner Kollegen getötet und sieben weitere verletzt wurden, verwandelt er sich in eine Art Volkstribun.

"Wir spüren die meiste Zeit keine sonderliche Unterstützung", beklagt der 55-Jährige, der an der Spitze von 3.500 Polizisten in der texanischen Stadt steht. "Lasst uns versuchen, dass es heute anders ist!"

David Brown weiß vermutlich besser als die meisten Zuhörer, wovon er spricht. Sein früherer Teamkollege, sein Bruder und sein Sohn sind durch Kugeln getötet worden. Der Sohn, David Brown Jr., war erst 27 Jahre, als er 2010 unter dem Einfluss halluzinogener Drogen einen Polizisten und einen Autofahrer erschoss, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Der Polizeichef habe "viel mitgemacht", sagt Ron Franklin, einer der Trauergäste, die zum Hauptquartier der Polizei in Dallas gekommen sind.

Als Polizeichef hat David Brown ein Programm aufgelegt, bei dem seine Leute Techniken erlernen sollen, wie eine Auseinandersetzung ohne Schusswaffengebrauch beendet werden kann. Gegen interne Widerstände setzte er die Schulungen durch, bei denen Konfliktszenen nachgespielt werden.

Brown habe in den vergangenen Jahren bei der Stärkung der Zivilgesellschaft "Großartiges geleistet", sagt Julie Graven von der Bewegung Keep Guns Off Campus, die sich dafür einsetzt, dass auf dem Gelände von US-Hochschulen keine Waffen getragen werden dürfen. Der Polizeichef besitze die Gabe, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. "Das erleichtert den Dialog, den wir so sehr brauchen."

123 Schwarze sind laut "New York Times" in diesem Jahr von der Polizei in den USA erschossen worden, im vergangenen Jahr waren es 258. Der Polizeichef von Dallas kennt die Forderungen der Bewegung "Black Lives Matter" (Schwarzes Leben zählt), die Polizeigewalt zu stoppen. Brown habe die aktuelle Lage "vollkommen verstanden" und wisse mit der Bevölkerung umzugehen, sagt die Soziologin Jessica Welburn. Sie sei sich aber nicht sicher, dass seine Worte zur Lösung des Problems ausreichten. Die Polizei sei Teil eines "absolut mangelhaften" Systems.

Mit seinen Aufrufen zum Zusammenhalt hat Brown das Terrain bereitet für Präsident Barack Obama, dessen Besuch in Dallas nun bevorsteht. Im fernen Warschau hat Obama den Slogan der rasch wachsenden Bewegung "Black Lives Matter" bereits aufgegriffen. Die Schwarzen seien laut den Statistiken "verletzlicher", räumte Obama ein. "Schwarzes Leben zählt - das heißt noch nicht, dass blaues Leben nicht zählt", fügte Obama unter Anspielung auf die Farbe der Polizeiuniformen und die entsprechende Bewegung "Blue Lives Matter" hinzu.

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