Hilfe für die Opfer der Krawalle
"Es geht darum, alles zu tun, damit sie nicht auf ihrem Schaden sitzenbleiben", postete Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Nach den brutalen Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg soll den Opfern so schnell wie möglich geholfen werden. Etwa einem 42-Jährigen, dessen alter Mercedes abgefackelt wurde. Der geschiedene Vater braucht das Auto, um seine auf dem Land lebenden Kinder sehen zu können.
Unbürokratische Hilfe
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz haben unbürokratische Hilfe versprochen, Bund und Stadt wollen "in Vorschuss gehen" und dann auf die Versicherungen Druck ausüben, kulant zu sein. Doch wer keine Teil- oder Vollkasko-Versicherung hat wie der ehemalige Mercedes-Fahrer, ist auf die finanzielle Hilfe von Bund und Stadt angewiesen.
Zu diesem Zweck stellte die Hamburger Polizei Montag Früh Infomobile im stark betroffenen Schanzenviertel und in Altona auf. Dort rückten Stadtteilbeamte und Kommunikationsteams an, um den Opfern der Krawalle ihre Unterstützung anzubieten. Anzeigen wurden aufgenommen und Schäden fotografiert. In die zerstörten Geschäfte rückten eigene Teams an, um den Schaden zu protokollieren.
Die etwa 100 Autobesitzer, deren Wagen ausgebrannt sind, bekommen vorerst einmal kostenlose Monatskarten für Öffis. Viele Hamburger putzen seit Sonntag freiwillig den Dreck weg. Außerdem gehen jetzt andere auf Chaotensuche. Handyfotos werden zur Verfügung gestellt, die Bildzeitung fragt "Wer kennt diese G20-Verbrecher?" und stellt die Porträts ins Netz.
Im Hintergrund tobt der Streit, ob die Polizei mit immerhin 21.000 Beamten versagt hat. Hat sie nicht, sagen jene Hamburger, die den völlig erschöpften Beamten, die tagelang oft nur vier Stunden Schlaf (auf dem Boden) fanden, Blumen und Süßigkeiten bringen. Hat sie schon, behaupten andere, die den SPD-Bürgermeister Olaf Scholz zum Rücktritt zwingen wollen. "Jeder Polizist hat Kopf und Kragen riskiert. Das verdient Anerkennung und nicht Kritik", sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Die Einsatzkräfte bekommen drei Tage Sonderurlaub.
Erste Bilanz: 186 Festgenommene, 225 Menschen in Gewahrsam, 37 vollstreckte Haftbefehle. Auf Seiten der Sicherheitsbehörden: 476 verletzte Polizisten, Gesichtstreffer durch Pyrotechnik, geworfene Steine, Flaschen, mit Laserpointern geblendete Hubschrauberpiloten.
Kriminelle Chaoten
Der deutsche Innenminister Thomas De Maizière hat den Gewalttätern jede politische Motivation abgesprochen. "Sie sind verachtenswerte gewalttätige Extremisten, genauso wie Neonazis das sind und muslimische Terroristen." Die EU-Kommission zeigte sich grundsätzlich gesprächsbereit, eine europäische Extremistendatei zu schaffen.
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