Gigantischer Eisberg bricht ab

Der Riss im Schelfeis ist etwa 175 Kilometer lang, der Spalt ist ungefähr 91 Meter breit und 530 Meter tief. Der Eisberg wird an seiner breitesten Stelle 50 Kilometer messen
Riss im Larsen-C-Schelfeis. Der Eisberg wäre fast zwei Mal so groß wie Vorarlberg.

Es kann heute passieren, morgen oder in ein oder drei Monaten, dass die viertgrößte Eisschelfplatte in der Antarktis bricht und sich ein Koloss ablöst. Larsen C hat 48.000 Quadratkilometer und ist etwa halb so groß wie Island. Der seit langem beobachtete Riss im Larsen-C-Schelfeis ist nur noch 13 Kilometer von der Eiskante entfernt. Die Masse hängt nur noch über eine schmale Verbindung am restlichen Schelfeis, das auf dem Meer schwimmt und von Gletschern gespeist wird.

Der Eisgigant nehme Fahrt auf, schreibt der britische Leiter des Antarktis-Projekts Midas, Adrian Luckman, auf Twitter: "Er bewegt sich unaufhaltsam zum Kalben." Ein Naturschauspiel der Sonderklasse.

Der Eisklotz wird mit rund 5000, manche Wissenschafter schätzen auch 6000 Quadratkilometern doppelt so groß sein wie Vorarlberg (2601km²). Das Gesamtgewicht des Eisbergs beträgt 1300 Gigatonnen.

Wie schnell es derzeit geht, verdeutlichen die Messdaten. Aufgrund eines Bildes von 1. Dezember 2016 schätzte die NASA die Länge des Risses auf 113 Kilometer, im Jänner war der Riss bereits 175 Kilometer lang – und dann tat sich nichts.

"Anfang Mai setzte sich der Spalt dann nicht an seiner alten Spitze fort, sondern verzweigte sich", sagt die Glaziologin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, Daniela Jansen.

Innerhalb weniger Tage wuchs der Riss um 17 Kilometer. Vor gut einer Woche verlängerte er sich um weitere 16 Kilometer und änderte die Richtung: Seine Spitze zeigt jetzt Richtung Meer. Die Wissenschaftler hatten diese Entwicklung erwartet. "Es gibt Vorzugswege, die Risse nehmen", erklärt die Wissenschaftlerin. "Das hat etwas mit der Spannung im Eis zu tun."

Schmelze in zwei Jahren

Der Eisgigant wird zu den fünf größten der letzten 30 Jahre zählen. "Doch wenn er sich gelöst hat, wird es keine zwei Jahre dauern, bis er vollständig geschmolzen ist", sagt Daniela Jansen. Für die Forscher ist das Abschmelzen des Eisberges nicht so interessant, wichtiger ist, was mit dem verbliebenen Schelfeis Larsen C passiert.

"Uns interessiert, ob die neu entstandene Front stabil bleibt oder sich immer weiter zurückzieht und das Schelfeis schließlich zerbricht", sagt Jansen. In den letzten zwei Jahrzehnten seien bereits sieben Schelfeise von insgesamt zwölf an der Antarktischen Halbinsel zerfallen oder stark zurückgegangen. Grund dafür sei vermutlich der Klimawandel.

Für die Schifffahrt hat das Abbrechen des Eiskolosses keine Auswirkungen.

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