Gift-Attacke auf Ex-Spion: Militär-Experten aktiv

Spezialkräfte untersuchen die gesamte Umgebung.
Auch der Tod der Frau und des Sohnes des Agenten werden nun Thema.

Mit jedem neuen Tag scheint die südenglische Kleinstadt Salisbury mehr und mehr in den Ausnahmezustand zu geraten. Nachdem Sonderermittler schon seit Tagen diverse Orte in der Stadt abriegeln und untersuchen, werden jetzt auch Sondereinsatzkräfte der Armee in die Stadt entsandt – solche, wie es offiziell heißt, die im Umgang mit atomaren, chemischen und biologischen Waffen vertraut sind.

Die britischen Behörden lassen durchblicken, sie wüssten mit welcher Substanz der russische Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter Julia vergiftet wurden. Beide befinden sich im Spital der Stadt nach wie vor in kritischem Zustand und sind nicht ansprechbar. Insgesamt, so heißt es, wurden 21 Personen wegen Vergiftungssymptomen behandelt. Darunter auch ein Polizist, der sich nach wie vor in Behandlung befindet – allerdings ansprechbar ist.

Die identifizierte Substanz, so heißt es, weise darauf hin, dass "staatliche Akteure" hinter dem Attentat stünden. Es handle sich um ein "sehr seltenes" Gift. Über die chemische Struktur der Substanz wird versucht, einen Urheber der Tat zu identifizieren. Völlig unklar scheint allerdings auch, wie das Gift verabreicht wurde. Ausgeschlossen wird derzeit anscheinend auch nicht, dass dem Opfer das Gift in einer Postsendung zuschickt worden sein könnte.

Am Freitag jedenfalls schienen sich die Ermittler ganz besonders auf das Haus Skripals zu konzentrieren. Und auch die Gräber von Skripals Frau Ljudmila, die 2012 an Krebs starb, sowie von Sohn Alexander, der im vergangenen Jahr mit 43 Jahren überraschend in St. Petersburg an Leberversagen starb und in Salisbury begraben ist, wurden abgesperrt. Ob eine Exhumierung der Leichen bevorstand, war allerdings unklar.

Bei der Durchsuchung des Hauses Skripals dürfte es vor allem auch um die Tätigkeiten des Ex-Spions gegangen sein. So hieß es seitens des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6, dass Skripal nicht mehr aktiv für den Dienst tätig sei.

Ausgeschlossen wird allerdings demnach nicht, dass Skripal "freiberuflich" für private Sicherheitsfirmen tätig war und sich dadurch Feinde machte. So war er scheinbar für die Firma Orbis tätig, die für ein Dossier über Trumps Russland-Verflechtungen verantwortlich zeichnet. An dem Dossier, so hieß es seitens Orbis, sei Skripal aber nicht beteiligt gewesen. Bekannt ist auch, dass Skripal Kontakt zu Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU pflegte.

In einem Tweet bezeichnete die russische Botschaft in London Skripal lediglich als MI6-Mann, mit dem man nichts zu tun habe.

London droht Kreml

In London bereitet sich die Regierung offenbar auf eine Reaktion vor, die laut Medien "das gesamte Spektrum" an Maßnahmen umfasst. Sollte sich die Spur nach Russland erhärten, sind scharfe Maßnahmen angedacht: Die Ausweisung von Diplomaten, eine internationale Verurteilung des Attentats sowie eine Aufstockung der britischen Militärpräsenz in Osteuropa an der Grenze zu Russland.

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