Vier-Augen-Prinzip bei österreichischen Airlines
Die Austro Control hat im Auftrag des Verkehrsministerium eine Betriebstüchtigkeitsverlautbarung erstellt, die ab sofort ein Vier-Augen-Prinzip im Cockpit österreichischer Airlines vorsieht. Die Regelung wurde als Folge des Germanwings-Absturzes vereinbart und gilt ab heute, Freitag. Am Nachmittag wird es mit den heimischen Fluglinien Austrian Airlines und flyniki Gespräche geben, wie die Verlautbarung umzusetzen ist, hieß es aus dem Verkehrsministerium. Die Betriebstüchtigkeitsverlautbarung (Safety Directive) ist im Luftfahrtsgesetz verankert.
Deutsche Fluglinien ändern Regelung
Nach dem Germanwings-Absturz am Dienstag über Südfrankreich haben immer mehr Fluglinien ihre Regeln im Cockpit geändert - auch die deutschen Fluggesellschaften ziehen Konsequenzen und führen die Zwei-Personen-Regel im Cockpit ein. Künftig soll sich kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen, sagte Matthias von Randow, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Die Airlines hätten die freiwillige Vereinbarung als Reaktion auf das tragische Flugzeugunglück in Frankreich beschlossen, teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Freitag in Berlin mit.
Auch die EU überlegt zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. "Wir erwägen im Moment kurzfristige Maßnahmen", hieß es am Freitag in Kreisen der EU-Kommission. Demnach laufen Gespräche mit der Industrie und den EU-Staaten. Vor allem werde die Frage, wie viele Personen im Cockpit sein müssen, derzeit sehr genau untersucht, hieß es weiter. Für andere Aspekte sei es derzeit noch zu früh. Die Ergebnisse der technischen Untersuchung zu dem Flugzeugabsturz müssten abgewartet werden.
International
Die britische Billigfluggesellschaft Easyjet erklärte am Donnerstag in London, dass die neuen Vorschriften "ab morgen" gelten würden.
Bei der Norwegian Air Shuttle müsse das Cockpit immer von mindestens zwei Menschen besetzt sein. "Es kann das Cockpit nur verlassen werden, wenn noch zwei Menschen darin bleiben", sagte Thomas Hesthammer. Die Airline ist die drittgrößte europäische Billigfluglinie nach Ryanair und Easyjet.
Auch der Lufthansa-Partner Air Canada geht ähnlich vor.
Ein Icelandair-Sprecher sagte, die Vorschriften würden angesichts der Informationen über den Absturz der Gemanwings-Maschine in Frankreich geändert.
Die kanadische Fluggesellschaft Air Transat teilte mit, sie werde die schon bisher geübte Praxis beibehalten, dass im Cockpit immer eine Zweierbesetzung anwesend sein müsse. Verließen der Pilot oder der Co-Pilot ihren Platz, müsse dieser zwingend vom Kabinenchef besetzt werden.
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Seit den Anschlägen auf das World Trade Center kann eine Cockpit-Tür von außen nur mit einem Code geöffnet werden. Ein Läuten im Cockpit signalisiert den Piloten, dass jemand den richtigen Code eingegeben hat. Mit Hilfe einer Videokamera überprüft der Pilot im Cockpit, wer vor der Tür steht und entriegelt sie dann mit dem Umlegen eines Schalters. Erst dann ist die Tür geöffnet. Das System ist so ausgelegt, dass niemand ins Cockpit kann, wenn nicht von innen geöffnet wird. Die Piloten haben jedoch noch einen zusätzlichen Notfallcode, um die Türe zu entriegeln, wenn die Türe von innen nicht geöffnet wird. Im Cockpit läutet dann ein Dauerton. Nach einer gewissen Zeit (die Dauer kann eingestellt werden) öffnet sich die Tür für einen kurzen Zeitraum automatisch – doch auch dann kann der Zugang mit einem Kippschalter im Cockpit verweigert werden.
Nach dem Absturz bietet die Fluglinie nun ihren Kunden die Möglichkeit an, zukünftige Flüge kostenlos zu stornieren (allerdings nur telefonisch: 0180-632 03 20). Indes geht die Bergung vor Ort weiter. Am Mittwoch wurden schon die ersten Opfer geborgen (mehr dazu hier). Zugleich ging die Suche nach dem zweiten Flugschreiber in dem Trümmerfeld weiter.
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