40 wollten nach Spanien, 16 Schüler wurden ausgelost

Die beim Flugzeugabsturz verunglückten Schüler sind für die verhängnisvolle Spanien-Reise ausgelost worden.

Wir haben gelost, die andere Schülerin hat gewonnen", sagt eine 16-Jährige aus dem Joseph-König-Gymnasium in Haltern am See. Das Mädchen blieb am Leben, weil sie beim Losen Pech gehabt hat. Die Plätze für die Spanienwoche für die Schüler waren so begehrt, dass sie verlost werden mussten. 14 Mädchen, zwei Burschen und zwei Lehrerinnen waren in der Maschine, die am Dienstag in den französischen Alpen abgestürzt ist.

Nur noch Mailbox

Darunter war Fabio, 16. "Gestern um 6.12 Uhr war er das letzte Mal online," sagt seine Tante Der Welt. Um 11.55 Uhr werde er landen, schrieb der Neffe über WhatsApp. Als wenige Stunden später die Nachricht im Fernsehen kommt, dass ein Germanwings-Flugzeug abgestürzt ist, ruft die Mutter auf seinem Handy an. Sie erreicht nur noch die Mailbox. Fabios Eltern waren am Mittwoch nicht in der Lage, an der Trauerfeier in Haltern teilzunehmen. Aber die Tante ist zur Schule gekommen und sagt: "Fabio hat Spanisch Riesenspaß gemacht." Schon lange habe der 16-Jährige sich auf den Austausch mit der Partnerschule in Llinars del Vallès bei Barcelona gefreut. "Sein spanischer Freund wollte in den Sommerferien zu uns kommen, das war bereits ausgemacht."

Die Schulleitung hatte sich entschieden, den Unterricht nicht ausfallen zu lassen. Aber es stand nicht Mathe auf dem Programm, sondern Trauer, in den Klassen, in der Aula, in der Kirche – überall in der 37.000 Einwohner-Stadt, in der jeder jeden irgendwie kennt. Etwa 40 Seelsorger sind in der Stadt unterwegs, um Eltern, Geschwister, Schüler, Lehrer zu trösten.

Schuldirektor Ulrich Wessel hat die Nacht nicht geschlafen. "Diese Tragödie ist in meinem Kopf angekommen. Aber bis ich sie wirklich verstanden habe, wird es noch dauern."

Eine der jungen Lehrerinnen habe gerade erst geheiratet. Bürgermeister Bodo Klimpel erzählt, dass Angela Merkel ihn angerufen habe. Die Bundeskanzlerin habe ihm persönlich versprochen, sagt der Bürgermeister von Haltern, sich sofort zu melden, sobald sie neue Informationen zum Absturz habe. Der CDU-Mann, der selbst zwei Kinder hat, kämpfte vor den Mikrofonen sichtbar mit den Emotionen, seine Stimme brach. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann verbrachte den Mittwoch in Haltern, zuerst in der Schule, dann bei einer Pressekonferenz. Mit zitternder Stimme sagte sie: "Den Schmerz, ein enges Familienmitglied, einen Freund, eine Freundin zu verlieren, kann Ihnen niemand, keine Macht der Welt, nehmen. Wir können ihn nur teilen."

Schweigeminute

Mit einer Schweigeminute sollen alle Schulen in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag um 10.53 Uhr der Opfer des Flugzeugabsturzes gedenken. Um 10.53 Uhr war der Kontakt am Dienstag zu der Maschine über den Alpen abgebrochen.

Schuldirektor Ulrich Wessel will bis zu den Osterferien keinen normalen Unterricht mehr machen. "Aber das Gymnasium wird für die Schüler geöffnet sein." Denn die Jugendlichen wollen jetzt viel zusammen sein, zusammen weinen, Kerzen anzünden, Bilder malen. "Wir vermissen dich, Fabio", steht auf einem Grablicht. Dazu das Bild eines großen, schlanken blonden Buben, der noch so viel Leben vor sich gehabt hätte.

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