Freiheit für Vergessliche im Demenzdorf

Irgendwann vergisst man auch die Namen seiner Kinder
Auf der Insel Fünen können sich Demenzkranke in einem geschützten Bereich frei bewegen.

Erst vergisst man die Schlüssel, später den Heimweg und dann die Namen der Kinder. Viele Demenzkranke beschreiben ihre Krankheit wie Löcher im Kopf. Das Gehirn verliert an Leistung, es ist eine der häufigsten Erkrankungen im Alter. Aber da die meisten körperlich fit sind, lassen sie sich nur ungern einsperren. Sie leben im besten Fall in ihrer Alternativwelt.

In Deutschland und den Niederlanden gibt es bereits Demenzdörfer. Das dänische Svendborg auf der Insel Fünen ist noch einmal etwas Besonderes. Es ist ein Dorf im Dorf, mit Geschäften, Friseur und Fitnessstudio, Café und Teich. Hier lebt man wie früher in einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft, ist aber doch geschützt. Der Park in dem sich die oft gar nicht so alten Menschen frei bewegen, hat einen Zaun und eine offene Tür, die aber gut versteckt ist.

Zaun als Schutz

Der Zaun am Ende von Straße und Park gibt den insgesamt 125 Bewohnern Freiheit, weil sie ungeschützt nicht mehr klar kommen. Die meisten nehmen den Zaun gar nicht wahr. Und sollte doch jemand hinausgehen und nicht mehr zurückfinden, so kann man ihn via GPS aufspüren.

"Normaleres Leben"

"Es ist ein guter Weg, den Menschen ein normaleres Leben zu geben", sagt Svendborgs Bürgermeister Lars Erik Hornemann. Das Demenzdorf sei Teil der Stadt, "aber einer, in dem die Menschen nicht die ganze Zeit beaufsichtigt werden müssen". Die Bewohner sind zwischen 50 und 102 Jahre alt. Sie können spazieren gehen, sich zum Kaffee verabreden, einkaufen. Schokolade ist der Bestseller im Laden. Kommen Angehörige zu Besuch, haben die Bewohner viel mehr zu erzählen als in einem Heim. "Das macht auch das Besuchen einfacher", sagt Projektleiterin Annette Soby.

Teil der Nachbarschaft

"Verglichen mit dem durchschnittlichen Pflegeheim sind Demenzdörfer in jedem Fall ein Fortschritt", sagt Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Die Einrichtung sollte aber Teil der Nachbarschaft sein. In Svendborg soll ein Kinderspielplatz gebaut werden, für die Enkel der Bewohner und für die Nachbarkinder. Jeder könne hier spazieren gehen oder seinen Hund ausführen, sagt Soby. "Wir wollen ein offener Ort sein." Also keine Kulisse, kein Theater, aber eine geschützte Zone für demenzkranke Menschen.

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