Strauss-Kahn wegen Zuhälterei vor Gericht
Seit dem Tag, der seine Karriere zerstörte, hat Dominique Strauss-Kahn, 65, oder DSK, wie sie ihn nennen, eine Standleitung zu seinen Anwälten. Ab Montag muss er sich in Lille wegen "schwerer gemeinschaftlicher Zuhälterei" mit zwölf weiteren Angeklagten verantworten.
Damals, am 14. Mai 2011, holte ihn die New Yorker Polizei aus der ersten Klasse einer startklaren Maschine nach Paris und führte ihn in Handschellen ab. Ein Zimmermädchen hatte DSK beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben. Strauss-Kahn verteidigte sich damit, dass es sich um einvernehmlichen Oralsex gehandelt habe.
Nach fünf Tagen legte er sein Mandat als Chef des internationalen Währungsfonds zurück. Seine Nachfolgerin wurde Christine Lagarde. Seine charismatische Frau, die französische Journalistin Anne Sinclair, hielt damals zu ihm und ließ sich erst 2013 scheiden – nach der zivilrechtlichen Einigung mit der Hotelangestellten, die angeblich 1,5 Millionen Dollar erhalten haben soll. Sinclair, die inzwischen mit einem Historiker zusammenlebt, ist die Erbin einer viele Millionen Euro wertvollen Kunstsammlung, die ihr Großvater, der Kunsthändler Paul Rosenberg, in Paris und New York anlegte. Er vertrat Picasso. Aus der Sammlung Gurlitt wurde Anne Sinclair erst vor Kurzem ein Matisse restituiert.
Statt um Kunst geht es ab Montag beim Prozess um DSKs Sexorgien. In Washington, Paris und Lille. Glaubt man der Verteidigungslinie von Strauss-Kahn, lebte dieser bei den Swingerpartys, an denen Geschäftsleute und hochrangige Polizisten teilnahmen, nur seine sexuellen Neigungen aus. Er wusste aber nicht, dass die jungen Frauen Prostituierte waren.
Statt um Politik geht es DSK heute ums Geldverdienen. 2012 wäre er mit ziemlicher Sicherheit der Präsidentschaftskandidat der Sozialisten geworden.
Mysteriöser SelbstmordHeute berät er die serbische Regierung und hält Vorträge in Fernost. In Frankreich hat er nichts mehr zu sagen. Im Südsudan hat er eine Bank eröffnet und in Russland zwei Aufsichtsratsposten. In Luxemburg war er bis Oktober, kurz vor der Insolvenz, Verwaltungsratschef von Leyne Strauss-Kahn & Partners (LSK), einer Finanzfirma, die vorher Anatevka hieß. Sein Partner Thierry Leyne nahm sich in Tel Aviv das Leben. Angeblich sind die Millionen-Gelder von reichen Arabern und Russen verschwunden. Für seinen Hedgefonds DSK Global Investment sucht der Wirtschaftsprofessor wieder Investoren, er will zwei Milliarden Dollar Startkapital.
Eine Verurteilung als Zuhälter könnte das erschweren. Die Mitangeklagten sind nicht mehr DSKs Freunde, wie der Nachtclubbesitzer "Dodo", Dominique Alderweireld, der sein Etablissement "DSKlub" nannte.
Strauss-Kahn hat eine neue Liebe, an seiner Seite strahlt wieder eine Journalistin, Myriam L’Aouffir, 45.
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