Die Memoiren der Brigitte Bardot
Brigitte Bardot wäre nicht Brigitte Bardot, wenn sie nicht ätzend über junge Frauen herfiele, die sich via #MeToo über macht- und sexbesessene Männer beschwerten. "Scheinheilig und lächerlich" seien diese verlogenen Dinger. Und auch mit 83 Jahren befindet sie noch, dass sie statt ihres einzigen Sohns lieber ein Hündchen geboren hätte.
Eigentlich kein Wunder, dass Brigitte Bardot jetzt ihre zweite Biografie verlegt und dabei ihre "animalische Seele" offenbaren will. Die unbeugsame Tierschützerin nennt ihr Werk "Larmes de combat" (Tränen des Kampfes) und will ihre "Abscheu" gegen die Welt hinausschreien. "Ohne die Tiere hätte ich mich umgebracht", sagt sie zu ihrer Entscheidung, der Schauspielerei bereits mit 38 Jahren den Rücken gekehrt zu haben. Sie beklagt die "Oberflächlichkeit und Frivolität" der Kinowelt. Alles sei "falsch". "Die Gefühle und auch die meisten Menschen." Nur an Alain Delon lässt sie noch ein gutes Haar.
Was ist aus der Frau geworden, die in den 50er- und 60er-Jahren allen, wirklich allen Männern den Kopf verdrehte? Die als Sexsymbol das bürgerliche Frankreich in Schnappatmung versetzte? Ihre unschuldige Verworfenheit war so sündig und ihre selbstbewusste Sinnlichkeit so egomanisch, dass man sie im Vatikan "als Verkörperung des Bösen" ansah.
Während Gunther Sachs ihr verfallen war und auf sie rote Rosen regnen ließ, brachte sie ihren Filmkollegen Jean Gabin auf die höchste Palme – er konnte nur noch "Abscheu" empfinden.
Und das zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der Brigitte Bardot. Lieben und geliebt werden waren nicht ihre großen Begabungen. Die Industriellentochter fühlte sich von ihren Eltern nie angenommen. Sie galt als die "Hässliche". Ihre "schöne Mama" war engherzig. Den ersten von vielen Selbstmordversuchen unternahm sie mit 16 und steckte ihren Kopf in den Gasbackofen. Der letzte misslang mit 58 mit Schlaftabletten.
Simone de Beauvoir hat als eine der ersten erkannt, dass die Bardot kein richtiges Geheimnis verbarg. Wenn sie sich entkleidete, war sie nackt. Dahinter? "Es ist, was es ist."
Hase vor Mensch
Möglicherweise wurde sie dann auch zum ersten Opfer ihrer selbst erkämpften Freiheit. Und wandte sich den Tieren und den Rechtsradikalen zu. Seit 1993 ist die BB mit dem Industriellen Bernard d’Ormale verheiratet, einem Berater des Front National der Familie Le Pen.
"Jedes Mal, wenn ich mich auf ein menschliches Wesen verlassen habe, bin ich verraten worden", klagte sie. "Das habe ich mit den Tieren gemein." Brigitte Bardot wettert gegen die rituellen Schlachtungen durch Muslime und Juden. Wegen ihrer Hasstiraden wurde sie schon fünf Mal verurteilt. Dafür leidet sie mit jedem Hasen mit.
Die französische Gleichstellungsbeauftragte Marlène Schiappa warf der Bardot in der #MeToo-Debatte "Riesendummheit" vor und rät ihr, dass sie "beim Tierschutz bleiben sollte".
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