Foto ohne Kopftuch: Araberin wird verhaftet
Eine junge saudische Frau beschließt in einem bunten Kleid, einer schwarzen Jacke und modernen Stiefletten bekleidet, frühstücken zu gehen. Sie wollte ein Statement setzen: Kein Hijab auf dem Kopf und keine Abaya über dem Körper. Sie twittert ihr Vorhaben, vor allem ihre weiblichen Follower fühlen sich von ihrem Mut angesprochen.
"Wir wollen Blut"
Einige Zeit später veröffentlicht sie dann – auf Bitte ihrer Twitter-Freundinnen hin - ein Foto von diesem Outfit. Das Bild verbreitet sich schnell, auch unter konservativen, männlichen Muslimen. Die Aufregung ist groß, verstößt die junge Frau damit doch massiv gegen die moralischen Vorschriften des Landes. Die Reaktionen: "Wir wollen Blut." Andere User schrieben: "Töte sie und wirf ihre Leiche zu den Hunden" und "Die geringste Strafe für sie ist eine Enthauptung." Sie erhält also zahlreiche Todesdrohungen, sie solle eingesperrt werden – so der Tenor der – vorwiegend – arabischen Männer im Netz. Weil der Hass und die Drohungen nicht aufhörten, musste sie ihren Twitter-Account "@AngelQShe“ löschen.
Verletzung der allgmeinen Moral
Die saudische Polizei verkündete am 12.Dezember durch ihren Sprecher, Fawaz al-Maiman, dass die Frau verhaftet wurde und die Exekutive nun ihrer Pflicht, die Verletzungen der allgemeinen Moral zu überwachen, erfolgreich nachgekommen sei. Zudem wurde der jungen Frau vorgeworfen, in der Öffentlichkeit über verbotene Beziehungen zu fremden Männer zu sprechen. Der Polizeisprecher betonte, dass ihre "Aktion" gegen die Gesetze des Landes verstoßen würde. Im gleichen Atemzug forderte er die Menschen in drohendem Ton dazu auf, sich an die Lehren des Islam zu halten. Saudische Frauen müssten im der Öffentlichkeit Kopftuch und Abaya tragen. Sobald die Nachricht ihrer Verhaftung im Netz die Runde gemacht hatte, dankten die Twitter-User der Polizei.
Der Name der jungen Frau ist Malak al-Shehri. Ihr Foto verbreitete sich rasch in den Sozialen Medien und erhielt auch viel Zuspruch und Unterstützung – vor allem von Menschen außerhalb des Landes und von Frauen, unter dem Hashtag #FreeMalak. Manche nennen sie die „Saudi-Rosa-Parks“, verglichen sie also mit der bekannten afro-amerikanischen Bürgerrechtlerin, die einst verhaftet wurde, weil sie sich weigerte, ihren Sitz im Bus, einem weißen Fahrgast zu überlassen.
Nicht Autofahren, nicht reisen
Frauenrechtsaktivisten kritisieren die strengen Gesetze in Saudi-Arabien schon lange. Frauen dürfen dort immer noch nicht Autofahren. Saudische Frauen sind auch verpflichtet, die Erlaubnis des nächsten männlichen Angehörigen einzuholen, um einen Pass anzufordern, ins Ausland zu reisen, zu arbeiten, die Kinder in einer Schule einzuschreiben oder zu heiraten. Jeder männliche Verwandte hat mehr Rechte über eine Frau als sie selbst über sich. Im Dezember 2015 durften saudische Frauen das erste Mal an Kommunalwahl teilnehmen - in getrennten Wahllokalen. Selbst zum Wahllokal fahren durften sie allerdings nicht. Im September unterzeichneten mehr als 14.000 saudische Frauen eine Petition, die ein Ende des männlichen Vormundschaftssystems verlangt.
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