Forscher suchen Wundermittel gegen Korallen-Sterben

Die Artenvielfalt im Great Barrier Reef ist atemberaubend.
Versauerung der Meere seit Industrialierung setzt Korallen zu. Forscher suchen Auswege.

Geschädigte Korallen wachsen wieder besser, sobald die Wasserqualität auf vorindustrielle Werte steigt. Das hat ein Forscherteam zumindest für die Versauerung des Meerwassers gezeigt.

Für eine Studie im Fachjournal Nature hatten die US-Wissenschafter eine Lagune im Great Barrier Reef entsäuert und so eine Wasserqualität geschaffen, wie es sie vor mehr als zweihundert Jahren gab. Innerhalb von drei Wochen, so die Berechnungen der Wissenschaftler, wuchsen die Korallen um etwa sieben Prozent.

Forscher suchen Wundermittel gegen Korallen-Sterben
TO GO WITH AFP STORY BY DOMINIQUE SCHROEDER (FILES) This file photo taken on November 20, 2014 shows an aerial view of the Great Barrier Reef off the coast of the Whitsunday Islands, along the central coast of Queensland. Famous natural or cultural sites such as Machu Picchu, the Great Barrier Reef or the Italian city of Venice are threatened by global warming or are already experiencing the impacts, according to climate change experts. / AFP / Sarah Lai
"Die Versauerung der Meere fordert bereits seinen Tribut von den Korallenriffen. Das ist nicht länger eine Zukunftsangst; das ist die heutige Realität", sagte Studienleiterin Rebecca Albright von der Carnegie Institution for Science in Stanford.

Zweite Studie: Versauerung killt Korallen

Zugleich bestätigt eine weitere Studie, die im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht wurde, die Gefährdung der Korallen durch die weltweite Versauerung der Meere. Australische Forscher hatten errechnet, dass die Auswirkungen am australischen Great Barrier Reef wahrscheinlich stärker sind, als bisher angenommen. Es ist das größte Korallenriff der Erde.

Die Versauerung der Meere greift nachweislich die Korallenriffe an. Wenn Kohlendioxid aus der Luft in das Meer gelangt, steigt der Säuregrad des Wassers. Etwa ein Viertel des menschengemachten Kohlendioxids werde derzeit jährlich von weltweiten Ozeanen aufgenommen, schreiben die US-Forscher. Im sauren Wasser kommen weniger Karbonat-Ionen vor, die zum Aufbau der Kalkskelette der Meerestiere nötig sind. Gesondert ließ sich die Auswirkung der Versauerung in freier Natur aber bisher nicht beobachten, weil zu viele Faktoren ineinandergreifen.

Test mit Färbemittel in Lagune

Dem US-Team um Rebecca Albright ist dies nun gelungen. Für ihre Studie wählten die Forscher die Lagunen des One Tree Reefs, die im südlichen Great Barrier Reef liegen. Diese sind während der Ebbe vom offenen Meer getrennt; das Wasser fließt dann lediglich von einer höher gelegenen Lagune in eine niedrigere. Die Forscher gaben alkalisch wirkendes Natriumhydroxid und ein Färbemittel in das Wasser der ersten Lagune und entsäuerten es so künstlich auf vorindustrielles Niveau. Alle anderen Faktoren, wie Wassertemperatur oder Nährstoffe blieben gleich.

Nachdem das gefärbte Wasser in die zweite Lagune geflossen war, prüften die Wissenschafter die verbliebene Alkalität. Anhand der Differenz errechneten die Forscher, dass sich der Kalkaufbau an den Korallenriffen innerhalb von 21 Tagen durchschnittlich um etwa sieben Prozent erhöht hatte. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Korallen seit dem Beginn der Industrialisierung bereits stark unter der Versauerung der Meere gelitten haben müssen.

Auch Klimaziele retten Korallen nicht

Forscher suchen Wundermittel gegen Korallen-Sterben
epa04664430 (FILE) An undated handout image released by the Australian Institute for Marine Science (AIMS) on 02 October 2012, shows corals at North Keppel Island on the Great Barrier Reef in Queensland, Australia. The Australian government on 16 March 2015 outlined new draft federal laws to ban the dumping of dredged seabed in the Great Barrier Reef marine park, the site of the largest coral reef ecosystem on earth. Environmental Minister Greg Hunt said on ABC radio that the ban on capital dredging would cover present, future and pre-existing development proposals, he said. The Great Barrier Reef has been a UNESCO World Heritage Site since 1981. It is contained in the 345,000-square-kilometre marine park. EPA/AIMS / HANDOUT AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY *** Local Caption *** 50925690
In einem gesonderten "Nature"-Kommentar würdigte die australische Meeresforscherin Janice Lough (James Cook University, Townsville) die Arbeit der Forscher und prophezeite, dass die Schäden an den Korallenriffen auch mit den neu gesetzten Klimazielen der UN-Klimakonferenz in Paris nicht zu beheben sein werden: "Wir können die Zeit für die Ökosysteme der tropischen Korallenriffe dieser Welt nicht zurückdrehen; wir haben sie bereits einer wärmeren und saureren Zukunft überlassen."

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