Flut in Niederbayern: Normalität erst in Jahren

Zwei Männer laufen mit Eimern durch eine von einer Flutkatastrophe verwüstete Landschaft.
1.000 Menschen wurden allein in Simbach am Inn obdachlos. Viele Menschen haben alles verloren.

In den Flutgebieten im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn müssen sich die Menschen auf eine lange Aufräum- und Sanierungszeit einstellen. "Es wird Jahre dauern, bis wieder Normalität in den Überflutungsgebieten einkehren kann", sagte der Landrat von Rottal-Inn, Michael Fahmüller (CSU), am Mittwoch. Etwa 1.000 Menschen waren allein in Simbach am Inn obdachlos geworden.

Zwei Personen gehen an einem durch eine Überschwemmung beschädigten Auto vorbei.
Helpers walk across the street covered with rubble on June 3, 2016 inside Simbach am Inn the day after a flash floods. / AFP PHOTO / dpa / Peter Kneffel / Germany OUT
Die meisten von ihnen leben derzeit bei Freunden und Verwandten. Zwei Dutzend Betroffene sind weiter in Pensionen in der Nachbarstadt Braunau in Oberösterreich untergebracht.
"Das Wichtigste wird sein, Häuser und Wohnungen zu bauen, damit die Menschen wieder eine Heimat haben", betonte Fahmüller. Viele Menschen hätten alles verloren oder ihr geretteter Hausstand passe in einen halben Kofferraum.
Deutsche Soldaten räumen nach einer Überschwemmung Schutt und Schlamm weg.
ABD0084_20160606 - Soldaten des Panzerpionierbataillon 4 gehen am 06.06.2016 in Simbach am Inn (Bayern) durch ein Wohngebiet, um sich an den Aufräumarbeiten zu beteiligen. In der Stadt im Landkreis Rottal-Inn hatte eine Flutwelle sieben Todesopfer gefordert und große Schäden angerichtet. Foto: Tobias Hase/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Bei der Beseitigung des Schlamms im niederbayerischen Hochwassergebiet sind seit Dienstag Wasserwerfer im Einsatz. In der besonders schlimm betroffenen Gemeinde Triftern (Landkreis Rottal-Inn) reinigte mit Hochdruck aus Wasserwerfern gespritztes Nass die Straßen, wie das Landratsamt mitteilte. Auch in Simbach am Inn sei der Einsatz der Fahrzeuge geplant.
Ein weißes Auto ist bei einer Überschwemmung gegen einen Baum gespült worden.
ABD0029_20160603 - Vom Hochwasser weggespülte Autos liegen am 03.06.2016 in der Innenstadt von Simbach am Inn (Bayern). Mindestens sechs Menschenleben hat die Flutwelle in Niederbayern gefordert. Foto: Peter Kneffel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Wasserwerfer werden normalerweise von der Polizei bei Demonstrationen eingesetzt. Die Aufräumarbeiten gingen unvermindert weiter, berichtete Behördensprecher Robert Kubitschek. Seit Montag beteiligen sich an die 120 deutsche Bundeswehrsoldaten daran.Das Hochwasser hatte vergangenen Mittwoch sieben Menschenleben gefordert und Schäden in Milliardenhöhe verursacht.
Unterdessen wurden die ersten besonders einsturzgefährdeten Gebäude abgerissen. In Simbach solle so bald wie möglich die zum Schulzentrum führende zerstörte Brücke am Ortseingang durch ein Provisorium ersetzt werden.

Das Wetter beruhigte sich noch immer nicht: Ein Unwetter richtete am Montagabend in Nürnberg erheblichen Schaden an. Dutzende Keller und Wohnungen standen unter Wasser. Ein Blitzeinschlag setzte einen Dachstuhl in Brand. Auf der Tagesordnung der Kabinettssitzung am Dienstag standen umfangreiche finanzielle Hilfen für die Flutopfer ganz oben.

FC Bayern spendet 100.000 Euro für Flutopfer

Der FC Bayern München hat für die Geschädigten und Opfer der Flut-Katastrophe in Niederbayern 100 000 Euro als Soforthilfe gespendet. Wie der deutsche Fußball-Rekordmeister am Mittwoch bekanntgab, könne der Landrat des besonders betroffenen Landkreises Rottal-Inn entscheiden, wo das Geld eingesetzt wird. Mit der Geste wolle der FC Bayern "seine Solidarität mit den vom Unglück betroffenen Menschen in Niederbayern ausdrücken und ihnen in ihrer Not helfen", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Bei der Flut waren vor einer Woche sieben Menschen getötet worden, etwa 1000 Menschen verloren allein in der Gemeinde Simbach am Inn ihre Häuser.

Bilderstrecke: Das große Aufräumen

Ein junger Mann schiebt eine Schubkarre voller Schlamm in einer überfluteten Halle.

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Zwei THW-Einsatzkräfte begutachten ein durch ein Hochwasser beschädigtes Haus.

Hochwasser in Bayern
Ein Haufen beschädigter Stühle, eine Bierkiste und andere Gegenstände, die mit Schlamm bedeckt sind.

Hochwasser in Bayern
Ein beschädigtes Auto steht im überfluteten Wasser, während Menschen versuchen, es zu bergen.

Hochwasser in Bayern
Überschwemmungen haben Autos beschädigt und Straßen überflutet.

Hochwasser in Bayern
Ein Auto steht in einer überfluteten Straße vor dem „Casino Central“.

Überschwemmungen in Niederbayern
Überschwemmung hat eine Straße aufgerissen und Trümmer hinterlassen.

Hochwasser in Bayern
Freiwillige schaufeln Schlamm vor einem Gebäude, im Hintergrund ein rotes Feuerwehrfahrzeug.

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Ein Bagger räumt Trümmer in einer überschwemmten Straße vor dem „Casino Central“ auf.

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Überschwemmung in einer Stadt, bei der ein Auto gegen einen Baum gespült wurde.

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Ein umgekipptes Auto ist unter einem Haufen von Trümmern und Ästen begraben.

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Zwei Männer schaufeln Schlamm vor einem Gebäude in der Passauer Straße.

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Bilderstrecke: Hochwasser in Bayern

Ein Haus wurde durch eine Naturkatastrophe stark beschädigt.

Überschwemmungen in Niederbayern
Ein Mann trägt einen Sandsack voller Schlamm aus einem überfluteten Haus.

A man clears mud from a launderette damaged by flo
Luftaufnahme von überfluteten Häusern und Feldern.

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Eine überflutete Straße mit einer Parkbank vor einem Haus.

Hochwasser in Bayern
Ein Haus und ein Auto sind nach einer Überschwemmung mit Trümmern bedeckt.

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Eine Straße in einer Stadt ist von einer Schlammlawine überflutet.

Hochwasser in Bayern
Ein blaues Auto liegt nach einer Überschwemmung auf dem Dach vor einem beschädigten Gebäude.

Überschwemmungen in Niederbayern
Überschwemmungen haben in einer Stadt schwere Schäden an Autos und Gebäuden verursacht.

Hochwasser in Bayern
Zwei Männer schaufeln Schlamm vor einem Gebäude in der Passauer Straße.

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Ein durch Hochwasser beschädigter Straßenabschnitt mit mehreren Passanten mit Regenschirmen.

Hochwasser in Bayern
Ein Erdrutsch hat eine Straße unterspült, während Personen mit Regenschirmen und ein Feuerwehrmann zusehen.

Hochwasser in Bayern
Ein Mann steht vor einer durch Hochwasser beschädigten Straße mit Trümmern.

Hochwasser in Bayern
Ein Mann in Arbeitskleidung steht vor einem über die Ufer getretenen Fluss in einer Wohngegend.

Hochwasser in Bayern
Helfer in einem Schlauchboot während einer Überschwemmung.

Hochwasser in Bayern
Ein blaues Auto ist von Schlamm und Steinen umgeben, eine Person steht daneben.

Kretschmann und Strobl besuchen Braunsbach
Zwei Männer räumen Trümmer vor einem beschädigten Gebäude nach einer Überschwemmung auf.

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Ein umgekipptes Auto ist unter einem Haufen von Trümmern und Ästen begraben.

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Ein rotes Auto ist von Trümmern und Schlamm bedeckt, nachdem eine Flut ein Haus beschädigt hat.

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Ein überflutetes Wohngebiet mit Häusern, bei dem das Wasser bis zu den Dächern reicht.

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Ein Auto ist durch das Dach eines Hauses gestürzt und steckt in einem Holzhaufen fest.

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Luftaufnahme von einem überfluteten Wohngebiet mit Häusern, Gärten und Bäumen im Wasser.

Aerial view of flood damage the Bavarian village o

Eine beispiellose Serie von Unwettern hat Deutschland in den vergangenen zwei Wochen getroffen. Mindestens vier Tornados bildeten sich, Schlamm und Wasserfluten trafen Städte und Dörfer, Blitze verletzten zahlreiche Menschen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab seit Beginn der Serie am 26. Mai 3.000 Unwetterwarnungen heraus.

"Das ist einmalig, seit es das Warnsystem auf Landkreisebene gibt", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich am Mittwoch. Seit rund 15 Jahren gibt der Wetterdienst Warnungen für einzelne Landkreise heraus. Blitze trafen Dutzende Menschen - etwa auf Sportplätzen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg oder beim Open Air-Festival "Rock am Ring". Es gab etliche Schwerverletzte, darunter einen Mitarbeiter des Frankfurter Flughafens, dessen Headset am Dienstagabend auf dem Rollfeld von einem Blitz getroffen wurde. Bei Unwettern und Hochwasser im Südwesten und Niederbayern starben insgesamt elf Menschen.

Sturzregen im Süden und Südwesten brachten Erdrutsche und Schlammlawinen, die mehrere Orte verwüsteten. Die größte Regenmenge in kurzer Zeit traf nach DWD-Angaben Gundelsheim bei Schwäbisch Hall, wo am 29. Mai in weniger als sechs Stunden 122 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, mehr als sonst in einem ganzen Monat.

Vier Tornados in Deutschland

In der unwetterträchtigen Wetterlage gab es nach DWD-Angaben mindestens vier Tornados in Deutschland. Die Experten gehen inzwischen davon aus, dass es auch am Dienstag in Hamburg ein Tornado war, der schwere Schäden hinterließ. Bestätigt seien drei Tornados am 5. Juni - einer in Hessen und zwei in Schleswig-Holstein. Wahrscheinlich seien es deutlich mehr gewesen, es gebe viele Verdachtsfälle, sagte Friedrich, der auch DWD-Tornadobeauftragter ist. Dass die Zahl der zerstörerischen Wirbelstürme in Deutschland zunimmt, sei nicht nachweisbar, sagte Friedrich.

"Tief Mitteleuropa" Schuld an den vielen Unwettern

Schuld an den vielen Unwettern ist eine Großwetterlage mit der Bezeichnung "Tief Mitteleuropa". "Ausmaß und Andauer des Unwettergeschehens sind absolut außergewöhnlich", schrieben DWD-Experten in einem Zwischenbericht. Eine solche Wetterlage habe auch die Jahrhunderthochwasser 2013 in Süddeutschland und 2002 an der Elbe ausgelöst. Nur alle 100 Jahre falle so viel Regen in kurzer Zeit wie in den betroffenen baden-württembergischen Orten.

Ein riesiges Höhentief liegt fast unbeweglich in mehr als fünf Kilometern Höhe über weiten Teilen Mitteleuropas. Weil in der Atmosphäre nur wenig Bewegung ist, ziehen auch die Bodentiefs - nach "Elvira" folgte "Friederike" - nur sehr langsam. In der feucht-warmen Luft bilden sich häufig Gewitter, deren Wolken ebenfalls standfest sind und ihren Regen auf eine Stelle abladen. "Tief Mitteleuropa" komme immer wieder vor, aber die Wetterlage halte sich selten so lange, sagte Friedrich. "Eine Begründung dafür gibt es nicht, das ist Zufall."

Die französische Regierung hat die von Überschwemmungen betroffenen Regionen zu Katastrophengebieten erklärt. In 782 Gemeinden in 16 französischen Departements wird der Katastrophenfall ausgerufen, wie am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung in Paris aus Regierungskreisen verlautete. Damit ist der Weg frei für eine schnellere Entschädigung der Betroffenen.

Der Eiffelturm erstrahlt nachts über der Seine in Paris.
TOPSHOT - A photo taken on June 5, 2016 at night shows the lighted Eiffel Tower in front of the Seine river in front Beaugrenelle in Paris. Parisians were urged to stay away from the Seine, which has spilled over its banks in places and on June 3, 2016 rose 6.07 metres (19ft 9ins) above its normal level. Authorities said the river could swell to "perhaps 6.5 metres (21 feet) in a worst-case scenario", comfortably beating a level reached during floods in 1982. The record remains the 8.68 metres reached during devastating floods in 1910. / AFP PHOTO / Bertrand GUAY
Heftige Regenfälle hatten in Frankreich wie auch in Deutschland zu schweren Überschwemmungen geführt. Besonders betroffen waren der Norden, die Region um Paris und die Loire-Region. Die Schäden werden auf zwischen 900 Millionen und 1,4 Milliarden Euro geschätzt.
Ein Gebäude in Paris ist von Hochwasser umgeben.
A photo taken on June 5, 2016 shows the flooded river Seine in Paris. Parisians were urged to stay away from the Seine, which has spilled over its banks in places and on June 3, 2016 rose 6.07 metres (19ft 9ins) above its normal level. Authorities said the river could swell to "perhaps 6.5 metres (21 feet) in a worst-case scenario", comfortably beating a level reached during floods in 1982. The record remains the 8.68 metres reached during devastating floods in 1910. / AFP PHOTO / Bertrand GUAY
Bei den Unwettern starben fünf Menschen. Zuletzt ertrank am Dienstag in der nordfranzösischen Gemeinde Mondicourt ein Mann in seinem Auto, als das Fahrzeug von den schnell ansteigenden Wassermassen erfasst wurde.

Auch in großen Teilen Belgiens gab es schwere Unwetter. Starker Regen führte zu Überschwemmungen, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete. Die Pegel vieler Flüsse seien dramatisch angestiegen. Im Westen des Landes gingen schweren Hagelschauer nieder.

Mehrere belgische Autobahnen wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt. In der Provinz Hennegau an der französischen Grenze befreite die Feuerwehr drei Insassen eines Autos. In Brüssel musste eine U-Bahnstation wegen Überschwemmung teilweise geschlossen werden.

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