Flugzeug-Entführung entfacht neue Debatte um Kontrollen

Passagiere verlassen das entführte Flugzeug in Larnaka
Der Kidnapper ergab sich nach langen Verhandlungen, alle Geiseln kamen frei.

Er entführte ein ägyptisches Passagierflugzeug – mit einer Bombenattrappe: Der 59-jährige Seif al-Din Mustafa aus Kairo verband mehrere Handy-Hüllen miteinander und steckte sie mitsamt Kabeln in eine Art Gürtel. Im Flugzeug bedrohte der Kidnapper die Crew, indem er die Attrappe als Sprengstoffgürtel ausgab. Zyperns Außenminister Ioannis Kassoulides erklärte: "Wir hatten diesen Verdacht, aber wollten auf Nummer sicher gehen." Daher seien Sicherheitsmaßnahmen wie bei einer tatsächlichen Bombe ergriffen worden.

Der Airbus A320 der Egyptair mit 62 Menschen an Bord war Dienstag früh auf dem Weg von Alexandria nach Kairo entführt worden. Der Kidnapper zwang die Piloten zur Kursänderung nach Zypern. Bereits kurz nach der Landung in Larnaka ließ er fast alle Passagiere frei. Zuletzt befanden sich noch der Flugkapitän, der Co-Pilot, eine Flugbegleiterin, ein Sicherheitsangestellter und drei Passagiere in seiner Gewalt. Unter den Passagieren waren auch Ausländer.

Motive unklar

Unklarheit herrschte bis zuletzt über die Motive des Hijackers. In einem stundenlangen Nervenkrieg mit den Behörden forderte der Mann, der in Kairo ein Firma besitzt, Asyl in Europa. Zudem verlangte er die Freilassung oppositioneller Frauen aus ägyptischen Gefängnissen. Er soll von der Polizei auch gefordert haben, eine Brief an seine Ex-Frau – eine Zyprerin – zu übergeben. Die Frau lebt in Larnaka. Den Brief warf der Geiselnehmer aus einem Fenster des Flugzeugs.

Nach einigen Stunden Verhandlungen ergab sich der Entführer; er wurde festgenommen. Die Geiseln blieben unverletzt, viele mussten wegen eines Schocks medizinisch betreut werden.

Die Flugzeugentführung hat die Debatte um die Sicherheitskontrollen in Ägypten neu angefacht, auch wenn es sich in diesem Fall nur um eine Attrappe handelte. Ägypten steht seit Monaten wegen mangelnder Sicherheit im Luftverkehr in der Kritik. Auslöser war der Bombenanschlag auf einen russischen Ferienflieger im Oktober . Die Maschine stürzte über der Sinai-Halbinsel ab, alle 224 Menschen an Bord starben. Die IS- Terrormiliz bekannte sich zu dem Anschlag.

Kontrollen umgehen

Experten meinen, es sei in Ägypten leicht möglich, unerlaubte Gegenstände an Bord zu schmuggeln. Passagiere berichten immer wieder von mangelhaften Sicherheitskontrollen: Trotz eines piependen Metalldetektors würde nicht jeder Fluggast abgetastet. Passagiere könnten sich um Kontrollen am Gate drücken. Auch sei es möglich, geöffnete Getränkeflaschen oder Glasbehälter ohne Probleme im Handgepäck an Bord zu nehmen.

Ägyptens wichtiger Tourismussektor steckt seit dem Anschlag über dem Sinai in einer schweren Krise. Laut Berichten soll die Branche jeden Monat umgerechnet rund 255 Millionen Euro verlieren. Britische Experten sollen nun die Sicherheit an den Flughäfen verbessern.

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