Flüchtlingskinder besser vor sexueller Ausbeutung schützen
Der Europarat hat seine Mitgliedstaaten aufgefordert, energischer gegen sexuelle Ausbeutung unbegleiteter Flüchtlingskinder vorzugehen. Dazu müsse sichergestellt werden, dass Minderjährige nicht gemeinsam mit Erwachsenden in Lagern, Kasernen oder Sporthallen untergebracht werden, sondern in Pflegefamilien oder speziellen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Außerdem müssten die Methoden zur Identifizierung möglicher Opfer verbessert werden, fordern die Experten des Europarats in einem am Montag in Straßburg veröffentlichten Bericht. Notwendig sei es unter anderem, das Personal von Aufnahmelagern oder anderen Einrichtungen, in denen Flüchtlinge registriert werden, entsprechend zu Schulen.
Nicht die Realität
Derzeit gebe es in Europa keine zuverlässigen Statistiken über die Zahl von minderjährigen Migranten, die ohne Eltern oder andere erwachsene Angehörige auf der Flucht seien, heißt es in dem Bericht weiter. Viele europäische Staaten hätten nur Angaben zur Zahl von minderjährigen Asylbewerbern. Zahlreiche Kinder und Jugendliche stellten aber keinen Antrag auf Asyl und würden daher nirgendwo registriert. Einige Staaten haben dem Europarat Angaben zu minderjährigen Migranten gemacht, die als Opfer sexueller Ausbeutung identifiziert wurden. Die Zahlen seien aber so gering, dass sie mit Sicherheit nicht die Realität widerspiegelten, heißt es in dem Bericht. "Viele Opfer wollen nicht darüber sprechen", erläuterte Mikael Poutier, einer der Autoren des Berichts, vor Journalisten in Straßburg.
Spurlos verschwunden
Dem Bericht zufolge handelt es sich bei den Tätern oft um Schlepper, die Jugendlichen Arbeit versprechen, sie dann aber zur Prostitution zwingen. In Italien etwa seien zahlreiche junge Mädchen aus Afrika von ihren Schleppern Zuhälterringen ausgeliefert worden. In mehreren Ländern seien aber auch Übergriffe von Mitarbeitern in Aufnahmelagern gemeldet worden. Die Betreiber solcher Einrichtungen müssten ihr Personal daher sorgfältig überprüfen. Als besonders alarmierend nennen die Autoren des Berichts die hohe Zahl von minderjährigen Flüchtlingen, die nach einer ersten Registrierung spurlos verschwunden sind. Die europäische Polizei Europol hatte Anfang vergangenen Jahres von mehr als 10.000 unbegleiteten Flüchtlingskindern gesprochen, deren Verbleib unbekannt sei. Europol zufolge ist zu befürchten, dass ein Teil von ihnen Opfer von Menschenhändlern geworden sei.
Der Bericht betrifft Migranten unter 18 Jahren, die seit 2015 in Europa angekommen sind. Er beleuchtet die Lage in 41 Ländern, die der Europäischen Konvention zum Schutz von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung beigetreten sind.
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