Boot versenkt? Hunderte Tote im Mittelmeer

Archivbild
Ein Schiff kenterte, ein zweites dürfte absichtlich von Schleppern versenkt worden sein.

Das Sterben im Mittelmeer nimmt kein Ende: Bei zwei schweren Schiffsunglücken sind am Wochenende bis zu 700 Migranten ums Leben gekommen. Ein Boot mit etwa 200 Flüchtlingen kenterte vor der libyschen Küste, mehr als 160 Menschen starben. Ein weiteres Flüchtlingsboot mit etwa 500 Passagieren wurde vor der Insel Malta offenbar absichtlich von Schleppern versenkt. Laut ersten Erkenntnissen überlebten nur zwei Menschen.

Bei den beiden Überlebenden handelt es sich um palästinensische Flüchtlinge. Sie berichteten, dass Schlepper das Schiff versenkten, nachdem sich die Menschen an Bord geweigert hatten, auf hoher See in ein anderes Boot umzusteigen. Die Überlebenden gaben an, danach mindestens 36 Stunden schiffbrüchig gewesen zu sein, bevor sie gerettet wurden. Die Männer wurden nach Sizilien gebracht.

"Massenmord"

Boot versenkt? Hunderte Tote im Mittelmeer
Karte östliches Mittelmeer, Routen der Flüchtlingsschiffe, Unglücksorte Grafik 1096-14-Fluechtlinge.ai, Format 88 x 76 mm
Sollte sich die Geschichte bestätigen, wäre sie eine der größten Flüchtlingskatastrophen der vergangenen Jahre im Mittelmeer. Zudem wäre sie "ein Akt des Massenmordes", heißt es bei der Internationalen Organisation für Migration (IOM).

Bei den Toten soll es sich vor allem um Syrer, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen handeln. Laut IOM hatte das Schiff vor mehr als einer Woche im ägyptischen Hafen Damietta abgelegt.

Das zweite Flüchtlingsboot war unmittelbar vor der libyschen Küste in der Nähe der Hafenstadt Tajoura gekentert. 36 der etwa 200 Menschen an Bord wurden gerettet. "Eine große Zahl von Leichen trieb im Wasser", sagte ein Sprecher der libyschen Marine. "Uns fehlten die Mittel, um die Toten herauszuholen, vor allem, weil es Nacht wurde – wichtiger war, die Überlebenden zu retten."

Laut IOM sind seit Anfang des heurigen Jahres bisher rund 108.000 Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Italien gekommen. Im Vorjahr seien es im gleichen Zeitraum 43.000 gewesen, hieß es.

Italiens Innenminister Angelino Alfano lancierte einen neuen Appell, damit Europa eine Lösung für die Flüchtlingsfrage finde: "Der Flüchtlingsnotstand ist ein globales Problem, mit dem sich die ganze internationale Gemeinschaft befassen muss."

Kommentare