USA

Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung

Unmittelbar nach der Verkündung der Entscheidung kam es in Ferguson bei Protestkundgebungen zu Gewaltausbrüchen.
Keine Anklage gegen weißen Polizisten nach Todesschüssen in Ferguson. Obama fordert zur Ruhe auf.

Am 9. August starb der 18-jährige schwarze Jugendliche Michael Brown durch die Schüsse eines weißen Polizisten in der Kleinstadt Ferguson. Das, was Bürgerrechtler in den USA seither befürchteten, ist am Dienstag eingetreten: Officer Darren Wilson, der sich auf Notwehr beruft, wird nicht für seine Todesschüsse angeklagt. Eine Geschworenenjury sah keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, gab Staatsanwalt Robert McCulloch am Montag in Clayton bekannt. Prompt schlugen die Proteste gegen die Entscheidung in heftige Gewalt um. Der erste schwarze US-Präsident Barack Obama hatte die schwere Aufgabe, das Urteil einer unabhängigen Justiz zu verteidigen und zur Zurückhaltung aufzufordern. Die Entscheidung sorgte jedoch für großen Unmut in der Bevölkerung.

Die USA in Aufruhr:

Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung

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Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung

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St. Louis County Prosecutor's Office photo shows F
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Man holds a sign, as demonstrators react to the gr
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USA FERGUSON BROWN SHOOTING
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Protester demonstrates in Times Square after the g
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USA FERGUSON BROWN SHOOTING
Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung

Protesters demonstrate after the decision by a Mis

"Es existiert kein hinreichender Verdacht"

Die drei schwarzen und neun weißen Geschworenen der Grand Jury hätten sich in 25 Sitzungen mit dem Fall beschäftigt und 60 Zeugen vernommen. "Es ist keine Frage, dass Darren Wilson den Tod von Michael Brown verursacht hat, indem er ihn erschoss", erläuterte McCulloch. "Aber die Pflicht der Grand Jury ist, die Fakten von Erfundenem zu trennen. Es existiert kein hinreichender Verdacht für irgendwelche Anklagepunkte."

Landesweite Proteste

Unmittelbar nach der Verkündung der Entscheidung kam es in Ferguson bei Protestkundgebungen zu ersten Gewaltausbrüchen. Flaschen und Ziegelsteine flogen auf Polizeifahrzeuge, Häuser und Autos brannten. Zudem wurden Geschäfte geplündert und verwüstet. Die Polizei antwortete mit dem Einsatz von Tränengas.

Es fielen auch zahlreiche Schüsse, getötet wurde aber niemand, wie der Polizeichef von St. Louis, John Belmar, mitteilte. Dutzende Menschen sind festgenommen worden.

Über den Tag verteilt hatten sich Hunderte zu einer Protestkundgebung in Ferguson versammelt; auch in anderen Großstädten der USA kam es zu Protestveranstaltungen. Als sich New Yorks Polizeichef Bill Bratton auf dem Times Square zeigte, wurde er von jemandem mit roter Flüssigkeit übergossen. In der Hauptstadt Washington kamen ebenfalls hunderte Demonstranten vor dem Weißen Haus zusammen. Sie forderten "Gerechtigkeit für Mike Brown" und riefen den in Ferguson berühmt gewordenen Slogan "Hände hoch, nicht schießen". In der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Westküstenstadt Oakland blockierten Demonstranten eine Autobahn.

Obama ruft zur Ruhe auf

US-Präsident Obama wandte sich umgehend an die Presse, um das Urteil einer Geschworenenkammer zu verteidigen. "Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet", sagte er in Washington. "Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren, die von der Jury zu treffen war." Zugleich rief Obama auf, nicht mit Gewalt zu reagieren. "Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt", sagte er. Die Polizei forderte er auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten.

Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung
epa04502701 Protesters march with their hands in the air to Time Square to protest the St. Louis County grand jury decision not to bring criminal charges against Darren Wilson, the white police officer who fatally shot Michael Brown, in New York, New York, USA, 24 November 2014. The grand jury has decided there was 'no probable cause' to indict Darren Wilson, the white police officer who killed unarmed African-American teenager Michael Brown in an August shooting in Ferguson, Missouri, St Louis County prosecutor Robert McCulloch said. EPA/PETER FOLEY
Die Situation sei aber auch exemplarisch für gesellschaftliche Herausforderungen in den USA, sagte der Präsident. Es bestünden immer noch tiefes Misstrauen zwischen Bevölkerungsgruppen und der Polizei. "Es gibt immer noch Probleme und die schwarzen Gemeinden erfinden die nicht einfach nur." Obama sprach auch mit der Familie des Jugendlichen, die schwer empört von der Entscheidung ist. "Wir sind zutiefst enttäuscht, dass sich der Killer unseres Kindes nicht den Konsequenzen seiner Taten stellen wird", ließen seine Eltern über ihren Anwalt mitteilen. Gleichzeitig riefen sie Demonstranten gegen das Urteil auf, friedlich zu bleiben. "Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, ist keine angemessene Reaktion."

Juristisches Nachspiel?

Für Wilson könnte der Fall weiterhin ein juristisches Nachspiel haben, denn die Bundesbehörden ermitteln weiter gegen den Beamten. Dabei geht es um die Frage, ob Wilson aus rassistischen Motiven geschossen und damit die Bürgerrechte des Teenagers verletzt hat. Auch könnte die Familie des Jugendlichen den Polizisten zivilrechtlich verklagen.

Kein Einzelfall

Gerade in der jüngsten Zeit häuften sich die Fälle von Waffengewalt gegen schwarze Jugendliche. Erst am Sonntag erschoss ein Polizist in Cleveland einen 12-Jährigen, weil dieser eine Spielzeugpistole gezogen hatte. Anders als in Ferguson wird hier ein rassistischer Hintergrund ausgeschlossen. Zu großem Unmut in der Bevölkerung hatte hingegen der Fall Trayvon Martin geführt: Der 17-jährige schwarze Jugendliche wurde 2012 in Florida vom Nachbarschaftswächter George Zimmerman getötet. Auch Zimmermann berief sich auf Notwehr - und wurde freigesprochen.

Chaos in Ferguson:

Ferguson brennt nach Jury-Entscheidung
Karte USA, Fälle seit 1991, Factbox Grafik 0993-14-USA.ai, Format 134 x 100 mm

In den Sozialen Medien ist der Aufschrei ebenso groß wie auf den Straßen der großen US-Städte. Mit Unverständnis haben auch schwarze US-Sportstars auf die Entscheidung reagiert. "Wow. Einfach Wow. Beschämend. Was muss noch passieren???" twitterte eta die Weltranglisten-Erste im Frauentennis, Serena Williams.

Auch Basketball-Legende Earvin "Magic" Johnson bekannte: "Ich bin sehr enttäuscht mit der Entscheidung im Fall Mike Brown in Ferguson." Mehr Nachdenklichkeit forderte Basketballstar LeBron James: "Was können wir als Gesellschaft besser machen, damit solche Dinge aufhören und nicht immer wieder passieren!!"

Mit einer empörten Twitter-Botschaft hat auch Frankreichs schwarze Justizministerin Christiane Taubira reagiert. "Wie alt war Michael Brown? 18. Trayvon Martin? 17. Tamir Rice? 12. Wie alt der nächste? 12 Monate? 'Tötet sie bevor sie groß werden' Bob Marley", schrieb Taubira am Dienstag in Anspielung auf ähnliche Fälle in den USA.

Taubira hob im Sender France Info am Dienstag hervor, sie wolle kein Urteil über die US-Justizinstitutionen fällen. Wenn aber das Gefühl der "Frustration" in der Bevölkerung so stark sei, müsse die Frage gestellt werden nach dem Vertrauen in die Institutionen "und die Fähigkeit der Institutionen, den sozialen Frieden zu sichern". Solche Fälle passierten immer bei denselben: "Afroamerikanischen Burschen".

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