Felipe, kein König für Separatisten

In der Katalonien-Krise hat er sich viele Feinde gemacht – er würde es wieder tun.

Das spanische Königshaus hat das strengste Hofprotokoll Europas – und dennoch wirken König Felipe VI. und seine Frau Letizia wie ein höchst modernes Paar, das hart und nüchtern arbeitet. Nur für die bunten Illustrierten müssen sie auch ein Leben wie im Märchen vorführen und ausgewählte Termine mit den Töchtern Leonor (12) und Sofia (10) absolvieren.

Felipe VI. wird am Dienstag 50 und ist seit knapp vier Jahren König. In Spanien wird bereits Bilanz gezogen: Sein Leben ist im Unterschied zum Frauenhelden und Elefantenjäger Juan Carlos skandalfrei – und dennoch fehlt Felipe die Jovialität und Volksnähe des Vaters, der schon auch mit Schimpfworten um sich warf, wenn ihm etwas nicht passte.

Felipe gibt sich staatsmännisch. Aber er hat einen Teil der Katalanen gegen sich aufgebracht. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos verteidigte er am Mittwoch die harte Haltung Madrids in der Katalonien-Krise. Mit dem von der Justiz verbotenen Unabhängigkeitsreferendum sei der Versuch unternommen worden, "die grundlegenden Normen unseres demokratischen Systems zu untergraben," sagte er. Die Verfassung sei "nicht nur ein Ornament", sondern "der Pfeiler der demokratischen Koexistenz".

Der erste Akademiker

Felipe ist der erste spanische Regent mit akademischem Abschluss. Er ist Jurist. Seine bürgerliche Frau Letizia war Journalistin. Ein Tag aus seiner Jugend ist in die Geschichte eingegangen: Es ist die Nacht zum 23. Februar 1981, Vater Juan Carlos verteidigt die junge Demokratie gegen Putschisten aus den Reihen des Militärs. Der 13-jährige Felipe muss die ganze Nacht im Arbeitszimmer bleiben und am nächsten Tag, als wäre nichts gewesen, in die Schule gehen. Juan Carlos erklärte die Erziehungsmaßnahme später so: "Er sollte sehen, wie ich mein Amt ausübe, wenn alles in Frage gestellt ist."

Felipes Kritiker beklagen, dass der König die historische Chance verpasst hätte, eine Vermittlerrolle zu übernehmen und Zuversicht zu demonstrieren. Stattdessen stellte er sich auf die Seite der Madrider Regierung und zeigte weder Mitgefühl noch Verständnis für die Separatisten, die zur Wahl gingen und dabei oft auch zusammengeschlagen wurden. "Wir hatten mehr erwartet, eine offene Tür für Dialog und Konsens", lautet der Tenor auch bei Oppositionsparteien in Madrid. Ein König für alle war er damals wohl nicht.

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