Verschüttete: "Sie konnten mich nicht hören"

Eine 19-Jährige Näherin hielt 391 Stunden unter den Trümmern der eingestürzter Textilfabrik durch.

Die 19-jährige Reshma Begum, die zweieinhalb Wochen, nämlich genau 391 Stunden, unter den Trümmern der eingestürzten Textilfabrik in der Nähe von Dhaka überlebte, sei „ein Vorbild für Bangladesch und die ganze Welt“, sagen ihre Retter.

Die junge Frau überlebte in einem drei Meter langen und zweieinhalb Meter breiten Hohlraum im Erdgeschoß des ehemals achtstöckigen Gebäudes. Sie ernährte sich aus den Brotdosen ihrer toten Kolleginnen. Angeblich hatte sie nur vier Kekse zu sich genommen. „Ich versuchte die ganze Zeit, mich an der Hoffnung festzuklammern, aber in den letzten Tagen schlichen sich Zweifel ein“, sagte Reshma, die vor zweieinhalb Jahren aus ihrem Dorf im Nordwesten des Landes in die Hauptstadt gekommen war, um wie Hunderttausende andere als Näherin in einer der vielen Fabriken anzufangen.

Erst 16 Tage nach dem Einsturz des illegal errichteten Gebäudes, das bereits am Tag vor dem Unglück wegen schwerer Mauerrisse kurzfristig evakuiert worden war, konnte sie die Retter hören. „Ich konnte sie da draußen hören, aber niemand hörte mich. Ich schrie und rief um Hilfe, immer und immer wieder, so laut ich konnte.“

Nach Angaben der Ärzte litt Reshma unter starkem Flüssigkeitsmangel, obwohl sie in den Rucksäcken ihrer Kolleginnen auch Wasserflaschen gefunden hatte. „Ihre Nieren funktionierten nur zu 45 Prozent“, sagte der Arzt Azizur Rahman der Daily Sun. Sie leide an einem Trauma, schlafe schlecht und greife oft nach der Hand der Schwester. Die Näherin ist das jüngste von fünf Kindern. Ihre Schwester Asma ist ebenfalls Textilarbeiterin, die Brüder Zayed und Sadek sind Müllhändler und Rikschafahrer. Mit ihrer Mutter Jobeda hätten sie 16 Tage auf dem Schulhof gewartet, wo die Leichen aufgebahrt werden. Sie suchten nach ihr auch in allen Krankenhäusern. Zayed sagt: „Wir warteten nur noch auf ihre Leiche, vielleicht ein paar Knochen, um ihr ein anständiges Begräbnis zu geben.“

Fernsehbilder zeigen Reshma stark abgemagert, aber lächelnd. Sie kann Reis und halbfeste Nahrung zu sich nehmen.

Bis Sonntag wurde die Zahl der bei dem Unglück ums Leben Gekommenen mit jetzt 1102 angegeben. Zwölf Männer sind in Haft, darunter der Gebäudebesitzer und mehrere Fabriksmanager.

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