19-Jähriger will Ozeane von Plastikmüll befreien
Ganze 13.000 Plastikpartikel pro Quadratmeter Meeresoberfläche, insgesamt 142 Milliarden Kilogramm Müll in den Weltmeeren: Diesen unheimlichen Werten will der junge Niederländer Boyan Slat zu Leibe rücken – mit einer Erfindung, die an Einfachheit schwer zu überbieten ist. Mit Sieben, verankert an neuralgischen Strömungspunkten der Ozeane, soll der Müll aus dem Meer gefischt werden – ohne dabei der Tierwelt Schaden zuzufügen.
„Über die Meere zu fahren und den Müll einzusammeln, wäre teuer, unbeholfen und würde die Umwelt verschmutzen“, begründet Boyan Slat die Idee auf seiner Homepage. Sein Zugang ist da deutlich simpler. Die 24 geplanten Stationen, die den Projekttitel „Ocean Cleanup Array“ tragen, bedienen sich der natürlichen Strömung und filtern den Müll aus dem Wasser. Er wird gesammelt und zum Recycling an Land befördert. Um keine Tiere in Mitleidenschaft zu ziehen, sind keine Netze vorgesehen, sondern Trichter. Diese arbeiten nur mit der Kraft der Strömung - Tiere können daraus wieder entfliehen.
Rentabel und realisierbar
Insgesamt 7,25 Milliarden Kilogramm Plastikmüll könnten so aus den Meeren gefischt werden, meint Slat. Und das in nur fünf Jahren. Die Realisierbarkeit des Ganzen wird derzeit geprüft. Vorab-Studien bescheinigen dem Projekt allerdings, dass es durchaus machbar und effektiv sei. Auch finanziell sei es rentabel: Durch die Verwertung des Plastiks könne mehr Geld eingenommen werden, als das Projekt kostet, argumentiert der 19-Jährige.
Glauben schenken diesem Projekt übrigens auch andere: Slats Paper gewann die Auszeichnung für Best Technical Design der Uni Delft, bei der Konferenz iSea Clash of The Concepts bekam „The Ocean Cleanup“ außerdem vom niederländischen Umweltministerium den zweiten Preis. Und auch bei der hochrangig besetzten TED-Konferenz in Delft durfte Boyan Slat sein Projekt vorstellen – siehe Video.
13.000 Plastikpartikel treiben nach Angaben des UN-Umweltprogramms auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche - durch Strömungen werden diese weltweit verteilt. Das größte Gebilde wird als „Great Pacific Garbage Patch“ - großer Pazifikmüllfleck – bezeichnet; er wurde erst 2009 entdeckt. Diese künstliche „Insel“ schwimmt im Nordpazifik zwischen den Küsten Chinas und den USA, ihre Größe wird auf die sechzehnfache Größe Österreichs geschätzt.
Wenn man davon ausgeht, dass auch die übrigen vier Müllinseln eine annähernde Größe aufweisen, entstünde zusammengerechnet eine Müllinsel von der Größe eines achten Kontinents.
Es wird geschätzt, dass rund 80 Prozent des Meeresmülls von der Landseite kommen, laut dem deutschen Umweltbundesamt vor allem über Flüsse oder „über große küstennahe Mülldeponien beispielsweise im Mittelmeerraum“. Plastik hat eine sehr lange Abbauzeit und zersetzt sich immer weiter in immer kleinere Teilchen.
Ein zunehmendes Problem sind auch Kosmetikprodukte, Duschbäder und Zahncremes, die winzige Kunststoffkügelchen für eine bessere Reinigungswirkung oder zur Stabilisierung enthalten. Sie können über das Abwasser in die Meere gelangen, da Kläranlagen diese Stoffe nicht rausfiltern können. Auch bei Fleece-Pullis können beim Waschgang Kunststofffasern in die Umwelt gelangen, da auch sie in Kläranlagen nicht herausgefiltert werden. Dazu kommt natürlich der ganze Müll in der Schifffahrt, sei es bei Kreuzfahrten oder Containerschiffen, der über Bord geworfen wird.
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