Elton John fiel auf TV-Scherzanruf herein

Der Popstar freute sich über einen vermeintlichen Anruf von Putin zum Thema Homosexuellenrechte.

Der britische Popstar Elton John ist einem russischen TV-Scherzbold aufgesessen, der sich für Präsident Wladimir Putin ausgegeben hatte. Nachdem Elton John am Wochenende bei einem Ukraine-Besuch gesagt hatte, er wolle mit Putin über dessen "lächerliche" Haltung zum Thema Homosexualität sprechen, habe er als falscher Putin mit dem britischen Musiker telefoniert, sagte Wladimir Kraschnow am Mittwoch. Er bildet mit Alexei Stolyarow das Comedy-Duo "Vova und Lexus".

"Er war sehr glücklich und sagte, das Gespräch habe ihm große Freude gemacht, und es sei ein Wunder, dass es überhaupt stattgefunden habe", berichtete Kraschnow weiter, der auch schon den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko an der Nase herumgeführt hatte. Er sprach Russisch, sein Kollege Stolyarow übernahm die Rolle von Putins Pressesprecher und übersetzte die Worte dann auf Englisch. Das Gespräch wurde demnach später am Abend in einer russischen Talkshow gesendet.

Die Aufzeichnung des Telefongesprächs:

In dem Gespräch begrüßt der falsche Putin seinen Gesprächspartner mit "Hello, Sir Elton" und weist darauf hin, dass der ukrainische Präsident Poroschenko das Treffen mit dem Sänger am Wochenende politisch genützt hätte. Elton John antwortete dem falschen Putin: "Ich will keine Probleme machen. Ich will nur auf Augenhöhe mit ihm sprechen, aus meiner Liebe zu Russland, einfach, um die humanitäre Situation zu verbessern. Und ich bin wirklich sehr dankbar, dass er bei seinem dichten Terminkalender die Zeit gefunden hat, mich anzurufen!" Der Rest des Gesprächs dreht sich großteils um Terminkoordination, um ein persönliches Gespräch im November möglich zu machen. Ob dieser Telefonscherz dazu beiträgt, dass es wirklich zu so einem Termin kommt, ist fraglich.

Elton John selbst bemerkte offensichtlich nicht, dass es sich um einen Scherz handelte. Am Montag veröffentlichte der 68-Jährige auf dem Online-Bilderdienst Instagram ein Foto von Putin und dankte dem Kremlchef für das Telefonat. Dessen Sprecher Dmitri Peskow dementierte umgehend. Später sagte er russischen Nachrichtenagenturen, es sei "möglicherweise keine gute Idee" gewesen, den auch in Russland beliebten Sänger auf diese Weise hereinzulegen.

Situation in Russland

Elton John, der mit dem kanadischen Filmemacher David Furnish verheiratet ist, setzt sich seit langem für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen ein. In dem Interview am Samstag sagt er, er würde gerne seinen Einfluss als Weltstar nutzen, um bei Putin für Toleranz zu werben. Er mache sich allerdings kaum Illusionen, den russischen Staatschef beeinflussen zu können.

In Russland wurde Homosexualität bis 1993 als Straftat verfolgt, bis 1999 galt sie als Geisteskrankheit. Im Jahr 2013 setzte Putin mit seiner Unterschrift ein Gesetz in Kraft, das sogenannte homosexuelle Propaganda vor Minderjährigen unter Strafe stellt. Homo-Ehen sind verboten, der Ruf nach rechtlicher Gleichstellung Homosexueller findet in Russland kein Gehör. Schwulenhass ist weitverbreitet, es gibt kaum offen schwule Prominente.

John In Russland war 2013 ein Gesetz in Kraft getreten, das positive Äußerungen über Homosexualität in Anwesenheit Minderjähriger unter Strafe stellt. Putin hatte betont, es gehe nicht um Sanktionen gegen Homosexuelle, sondern um den Schutz von Kindern.

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