Ein Haus zum Preis von einem Espresso

In Gangi werden Steinhäuser zum Preis von einem Euro angeboten. Die Aktion soll neues Leben in den abgelegenen Ort bringen
Drei abgelegene Dörfer in Sizilien und im Piemont wollen mit den Schnäppchen- Häusern Käufer anlocken.

Ein altes Steinhaus in einem italienischen Dorf steht zum Preis von einem Espresso zum Kauf. Was wie ein Traum klingt, ist das reale Angebot von insgesamt drei Gemeinden in Sizilien und Piemont. Die Bürgermeister der Ortschaften Salemi, Gangi und Carrega Ligure wollen mit der "Haus um 1 Euro"-Aktion gegen Abwanderung und Verfall der Häuser kämpfen.

Die 10.000-Einwohner-Gemeinde Salemi in der sizilianischen Provinz Trapani hat sich nach wie vor nicht komplett vom verheerenden Erdbeben im Belice-Tal im Jahr 1968 erholt. Zahlreiche Häuserruinen prägen seither das Ortsbild.

Die 170 Kilometer von Turin entfernte Ortschaft Carrega Ligure zählt heute nur noch 98 Einwohner. Die meisten sind bereits vor Jahrzehnten auf der Suche nach Arbeit nach Amerika und Australien ausgewandert.

Ein Haus zum Preis von einem Espresso
dörfer italien - ortschaft salemi
In Gangi, einem 7200-Einwohner-Ort im Landesinneren Siziliens, wo sich selten Touristen hinverirren, werden 40 verfallene Steinhäuser zum Preis von je einem Euro angeboten. Laut Auskunft von Bürgermeister Giuseppe Ferrarello haben neun Häuser bereits einen neuen Besitzer gefunden. "Mit dieser Initiative erfährt der krisengeschüttelte Immobilienmarkt neue Impulse. Vor allem in jenen Gegenden, wo die Wachstumsaussichten gering sind. Die Aktion trägt auch dazu bei, dem Trend der Entvölkerung in abgelegenen Dörfern Italiens entgegenzuwirken", lobt Daniele Mancini, Geschäftsführer der Immobilienseite Casa.it, die Aktion.

Renovieren ist Pflicht

Wer sich für den Kauf interessiert, hat folgende Garantien vorzulegen: Er muss eine Kaution in Höhe von 5000 Euro bei der Gemeinde hinterlegen und sich zudem zur Renovierung des Hauses verpflichten. Binnen eines Jahres ist ein Renovierungsplan zu präsentieren, der von der Gemeinde genehmigt werden muss. Hinzu kommen Notariatskosten. Die Renovierung der verfallenen, mehrstöckigen Häuser kostet zwischen 35.000 bis 45.000 Euro – mindestens. "Die Häuser brauchen neue Dächer und Böden, man muss sie an Elektrizität und Wasser anschließen", erklärt Immobilienmaklerin Marie Wester, die sich um ausländische Interessenten kümmert.

Der Nachteil: Wie auch die anderen Dörfer liegt Carrega Ligure in einer abgelegenen, einsamen Region – vom Flughafen Turin aus müssen rund 170 Kilometer über bergige Straßen zurückgelegt werden. Auch Gangi liegt abgeschieden in einer kargen Landschaft, die Infrastruktur ist schwach und die öffentlichen Verkehrsanbindungen sind nur mäßig. Der bekannte Ferienort Cefalù an der Nordküste Siziliens befindet sich eineinhalb Autostunden entfernt.

"Die Bewohner von Gangi wollen bewusst Ausländer anlocken, um wieder neues Leben in ihren Ort zu bringen", erklärt die Maklerin. Ein Arzt mit italienischen Wurzeln, der seit Jahren mit seiner russischen Frau in den USA lebe, habe bereits zugeschlagen und ein Haus gekauft, sagt sie.

Kommentare