Dutroux-Komplizin wird freigelassen

Dutroux-Komplizin wird freigelassen
Das belgische Höchstgericht hat die Enthaftung von Michelle Martin verfügt: Sie will sich jetzt in ein Kloster zurückziehen.

Das ist doch eine Wiederholungstäterin", schüttelte Jean-Denis Lejeune den Kopf. Der Vater von Julie, die vor 16 Jahren gemeinsam mit der kleinen Melissa hilflos im Keller des Kindermörders Marc Dutroux verhungert war, verfolgte am Dienstag die Anhörung vor dem belgischen Höchstgericht.

Opferfamilien hatten Einspruch gegen die vorzeitige Haftentlassung von Dutrouxs Ehefrau Michelle Martin erhoben – mit wenig Aussicht auf Erfolg. Denn die ehemalige Lehrerin war zwar als Mittäterin zu 30 Jahren Haft verurteilt worden, darf aber nach Verbüßung von mehr als einem Drittel ihrer Strafe unter Auflagen freigelassen werden – so will es das belgische Gesetz. Daran wird auch die geplante Anrufung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte kaum etwas ändern.

Für Jean-Denis Lejeune ist das völlig unverständlich: "Dutroux war gar nicht da, als die Mädchen in dem Verlies starben. Sie hätte sie befreien können." Und er weiß die überwältigende Mehrheit der Belgier hinter sich.

Der Fall Dutroux

Dutroux-Komplizin wird freigelassen

Der "Fall Dutroux" hatte Mitte der 1990er-Jahre das Land in seinen moralischen Grundfesten erschüttert: Der bereits wegen Entführung, Folter und Vergewaltigung vorbestrafte Sadist hatte zwischen Juni 1995 und August 1996 insgesamt sechs Mädchen verschleppt, missbraucht und in ein geheimes Kellerverlies gesteckt. Die schlampig agierende Polizei kam ihm erst sehr spät auf die Spur, nur zwei Opfer konnten gerettet werden.

Dass seine Komplizin Michelle Martin, die sich stets als willenloses Werkzeug ihres Mannes darstellte, jetzt freikommen kann, verdankt sie ihrem Resozialisierungsprogramm: Die mittlerweile 52-Jährige will sich in das Kloster der "Armen Schwestern der heiligen Klara von Assisi" in Malone bei Namur zurückziehen. Nicht nur in dem kleinen Ort gibt es deshalb wütende Proteste. Zum Schutz von Belgiens meistgehasster Frau und der elf betagten und jetzt angefeindeten Nonnen wird die Polizei 30 Beamte abstellen. Kosten pro Tag: 4000 Euro.

Die Entlassung seiner Frau lässt Marc Dutroux kalt, "aber er hegt die Hoffnung, eines Tages selbst aus dem Gefängnis entlassen zu werden", ließ sein Anwalt Ronny Baudewijn wissen.

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