"Die Amis sind die bösesten Wachhunde"
Die Lebensmittelpreise werden in den nächsten zehn Jahren auf hohem Niveau bleiben und starken Schwankungen ausgesetzt sein, schätzt die UN-Welternährungsorganisation FAO. Ernst Ulrich von Weizsäcker, ehemaliger Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt Energie, nennt dafür gleich mehrere Gründe: Spekulativen Landkauf, Klimakapriolen wie die derzeitige Dürre in US-Anbaugebieten und die "törichte EU-Regelung für E10", wie er beim Stakeholderforum des Handelskonzerns Rewe am Freitag in Wien sagte. Weizsäcker: "Und das alles geschieht immer zum Schaden der Natur und der Armen."
Vorurteil
Den Vordenker der deutschen Umweltbewegung ärgert, dass das Schlagwort "Öko" nach wie vor gemeinhin mit "Luxus" gleichgesetzt wird. "Das ist ein törichtes Vorurteil und genau deswegen hat Öko keine Chance", findet der Autor des Buches "Faktor Fünf". Darin fordert er eine fünf Mal höhere Effizienz beim Ressourcenverbrauch und damit eine niedrigere Umweltbelastung. Dies würde aber nur funktionieren, wenn der Verbrauch von Rohstoffen, Wasser und Energie langsam teurer wird. In den vergangenen 200 Jahren war – dank Fortschritten in Landwirtschaft und Industrie – genau das Gegenteil der Fall.
Nach Weizsäckers Vorstellung sollte es ein weltweites Abkommen geben, nachdem jeder Mensch ein gleich großes Recht zur Belastung der Atmosphäre mit hat. Dann müssten Industrieländer Entwicklungsländern Zertifikate abkaufen und hätten ein wirtschaftliches Interesse, effizienter zu produzieren. Illusionen, dass Umweltsünder wie die USA sich für seine Idee begeistern, macht sich Weizsäcker nicht. "Die Amerikaner wollen ja keine Transparenz und sie wollen, dass der Markt alles entscheidet." Er plädiert daher für eine Allianz zwischen Europa und Asien. "Rücken wir zusammen, wird die Wall Street nervös und damit auch die US-Regierung."
Die Welthandelsorganisation WTO beizeichnet er als "einen Feind der Umwelt", der alles der freien Marktwirtschaft unterordnet. "Die Amis sind dort die bösesten Wachhunde." In den vergangenen 20 Jahren hat es laut Weizsäcker ein "Brainwash" der Harvard Business School gegeben. In den USA werde nur kurzfristig, in Quartalsabschlüssen, gedacht. Asiaten würden noch langfristiger denken, Europa liege dazwischen.
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