Problematische Beziehung mit Potenzial

Franziskus’ Verhältnis zu den USA ist kein ungetrübtes – bei vielen Themen gibt es keinen Konsens.

Diese Ehre ist nur wenigen Staatsgästen vorbehalten: US-Präsident Barack Obama wird Papst Franziskus persönlich abholen, wenn dieser heute, Dienstag, Abend auf der Luftwaffenbasis Andrews bei Washington landet. Auch Papst Benedikt XVI. war 2008 bei seiner US-Visite vom damaligen Präsidenten George W. Bush auf dem Rollfeld abgeholt worden. Beim katholischen Kirchenoberhaupt gehört diese Geste zum guten Stil.

Das Verhältnis des Pontifex, der am Donnerstag als erster Papst vor dem Kongress in Washington sprechen wird, zu den USA ist allerdings kein ungetrübtes: Es gibt viele Themen, bei denen die Kirche mit Barack Obama über Kreuz liegt.

Reizthema Abtreibung

Der demokratische US-Präsident befürwortet das Recht auf Abtreibung, unterstützt embryonale Stammzellenforschung – und hat sich als erster US-Regierungschef für die Homoehe ausgesprochen. Bei der Präsidentschaftswahl 2012 hatten katholische Bischöfe in den USA daher den Republikaner Mitt Romney unterstützt.

Doch auch die Republikaner tun sich schwer mit Franziskus, der den Kapitalismus kritisiert und und zu einer "ökologischen Umkehr" aufruft. Allerdings könnte dem Papst, der schon erfolgreich zwischen den USA und Kuba vermittelt hat, auch in eigener Sache ein Brückenschlag zu den USA gelingen.

Barack Obama hatte Franziskus im März 2014 im Vatikan besucht. Ungeachtet der Spannungen zwischen der Regierung Obama und der Kirche in den USA wegen der Gesundheitsreform und der Legalisierung von Homo-Partnerschaften verlief das Gespräch sehr herzlich, die beiden scherzten sogar miteinander. Damals sprach Obama auch die Einladung in die USA aus.

Bei den Themen Klimawandel und soziale Fairness befinden sich der Präsident und der Papst ohnehin auf einer Wellenlänge. Franziskus’ Mitgefühl für die Armen habe ihn gerührt, sagte Barack Obama nach dem Treffen. Und: "Der Heilige Vater erinnert uns an unsere moralischen Pflichten. Die Länder können nur wachsen, wenn alle Menschen und nicht nur wenige eine Chance haben."

Reizthema Migration

Dass sich der Argentinier Franziskus in der Einwanderungspolitik für die Aufnahme von Bedürftigen einsetzt – nicht zuletzt, weil unter den mehr als 50 Millionen Katholiken in den USA viele Latinos sind – , sorgt bei den Republikanern für Unmut. In der Partei dominiert die Haltung, illegale Migranten des Landes zu verweisen. Nicht zuletzt wegen dieser Streitfrage wird Franziskus’ Rede vor dem US-Kongress am Donnerstag mit gemischten Gefühlen erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass der Papst sich auch zu heiklen Themen äußern wird.

Am Freitag spricht der 78-jährige Pontifex dann vor den Vereinten Nationen in New York. Zum Abschluss seiner Reise wird das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Samstag und Sonntag am Weltfamilientreffen in Philadelphia teilnehmen.

Zunächst jedoch reiste der Papst in Kuba in die Stadt Holguin. Zur Messe wurden 150.000 Menschen erwartet. Es ist das erste Mal, dass die Stadt einen Papst empfängt. Franziskus hatte zuvor auch Raul und Fidel Castro getroffen.

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