Briten wollten Hongkong verpflanzen

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Vor Rückgabe an China war Nordirland als Ausweichquartier im Gespräch.

Es klingt fast absurd, aber am Freitag veröffentlichte Dokumente des britischen Nationalarchivs belegen, wie groß die Angst der Briten um ihre Kronkolonie in Südostasien war.

Die gesamte Bevölkerung Hongkongs nach Nordirland verlegen? Das haben Beamte in Großbritannien 1983 tatsächlich überlegt. Die damals 5,5 Millionen Einwohner Hongkongs hätten in einem neu zu errichteten Stadtstaat zwischen den nordirischen Städten Coleraine und Londonderry angesiedelt werden können. Der bizarre Plan bekam in der Regierungsakte den Titel: "Umpflanzung von Nordirland aus Hongkong".

Die Idee, Hongkong zu verpflanzen, stammte angeblich von einem Hochschuldozenten. Er versprach sich damit den Schutz vor den Einflüssen Chinas und einen gigantischen Wirtschaftsaufschwung im verarmten Nordirland. Viele befürchteten in den 1980er-Jahren, dass Hongkong "keine Zukunft an seinem derzeitigen Standort habe".

George Fergusson, ein Beamter im Nordirlandbüro, schrieb daraufhin an einen Kollegen im Außenamt, man sehe "echte Vorteile dabei, den Vorschlag ernst zu nehmen".

In einer sarkastischen Antwort von David Snoxell bekam Fergusson zu hören: "Meine anfängliche Reaktion ist, dass der Vorschlag nützlich sein könnte, in dem Ausmaß, dass die Ankunft von 5,5 Millionen Chinesen in Nordirland die einheimischen Leute veranlassen könnte, ihr Heimatland für eine Zukunft woanders zu verlassen." Und weiter: "Wir sollten nicht die Gefahr eines Massenexodus von Bootsflüchtlingen in Richtung Südostasien unterschätzen."

Die Idee wurde verworfen. Die damalige Premierministerin Margaret Thatcher begann ihre Gespräche über die Zukunft der Kolonie 1982. Zwei Jahre später vereinbarten China und Großbritannien die Rückgabe Hongkongs an die Volksrepublik China 1997. Seitdem ist Hongkong eine chinesische Sonderverwaltungszone unter Beibehaltung hoher innerer Autonomie. Bei der Rückgabe 1997 wurden den Bürgern von Hongkong für das Jahr 2017 freie Wahlen in Aussicht gestellt. Daran erinnerten sich Studentengruppen im vorigen August. Ihre Proteste blieben jedoch erfolglos. Sie dauerten bis Mitte Dezember 2014.

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