Bayerische Kinder sollen wieder Bayerisch reden

Lederhose und Tracht nicht nur beim Oktoberfest.
Weil sie Brötchen statt Semmeln sagen, gibt es jetzt in München Kindersprachkurse.

Griaß di. Schee, dass du da bist“, begrüßt Lehrerin Julia Reitter ihre kleinen Schüler. Anders als im Umland von München geht in der stolzen Hauptstadt der Bayern der Dialekt verloren. Sie hören Bayerisch höchstens noch bei der Oma. Viele Eltern legen Wert darauf, dass ihre Kinder Hochdeutsch sprechen. Denn Bayerisch schickt sich nicht und wird von vielen norddeutschen Kindern als derb oder ungebildet angesehen. Auch Julia Reitter, die Dialekt-Lehrerin, wurde in ihrer Schulzeit wegen ihrer Sprache gehänselt. Sie sei dumm und könne nicht richtig sprechen. Dabei sei der Dialekt wie eine Zweitsprache zu bewerten. So wie bei anderen „Fremdsprachen“ werde das Sprachenzentrum im Gehirn besser ausgebildet.

Nicht nur die Bayern machen sich Sorgen um ihren Dialekt: In Hamburg wird die plattdeutsche Sprache sogar an einigen Volksschulen unterrichtet. In Mecklenburg-Vorpommern wird Plattdeutsch in einigen Kindergärten angeboten.

Universität fördert

Die Rückbesinnung auf Dialekte wird beispielsweise von der Universität Regensburg extra gefördert. Im Gegensatz zu den letzten Jahrzehnten sehen heute immer mehr Lehrkräfte die Dialekte als Bereicherung für Schule und Unterricht.

„Zum einen bringen nach wie vor viele Kinder als erste Sprache ihren Heimatdialekt in die Schule mit und entwickeln dann ihre Sprachkompetenzen in Richtung überregionaler Schriftsprache weiter. Zum anderen wird heute die identitätsstiftende Funktion der Dialekte für die Menschen stärker gesehen“, heißt es da.

Auch der bayerische Lehrerverband macht sich für die Mundart stark, wobei zwischen Niederbayern und Oberbayern Welten liegen. „Zuagroaste“ Lehrer haben es da nicht immer leicht.

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