Ausschreitungen in Flüchtlingslager auf Lesbos

Archivbild aus Moria
Etwa 100 Migranten protestierten gegen bevorstehende Rückführung in die Türkei. Zelte, Mülleimer und Containerwohnung angezündet, Steine gegen Polizei und Feuerwehr geschleudert.

Im Flüchtlingslager von Moria auf der Insel Lesbos ist es einem Medienbericht zufolge am Dienstag zu Krawallen gekommen. Eine Gruppe von etwa 100 jüngeren Migranten hätten dabei Zelte, Mülleimer und mindestens eine Containerwohnung angezündet und Steine gegen die Polizei und die Feuerwehr geschleudert.

Das berichtete das lokale Nachrichtenportal Lesvosnews. Die Feuerwehr musste demnach zwei Löschflugzeuge einsetzen, um die Flammen in und um das Lager zu löschen.

Ausschreitungen in Flüchtlingslager auf Lesbos
Migrants walk next to debris of burned shelters at the Moria refugee camp on the island of Lesbos, Greece July 10, 2017. REUTERS/Elias Marcou
Die Randalierer protestierten gegen ihre bevorstehende Rückführung in die Türkei. Dies sieht der im März 2016 vereinbarte EU-Türkei-Flüchtlingspakt vor. Im Lager von Moria und anderen Unterkünften der Insel Lesbos halten sich rund 4.000 Menschen seit Monaten auf.
Der Flüchtlingszustrom hatte nach einer mehrtägigen Ruhepause wieder zugenommen: In den vergangenen 24 Stunden hatten aus der Türkei gut 250 Migranten auf die Inseln der Ostägäis übergesetzt. In den vergangenen Monaten waren dort täglich im Durchschnitt etwa 60 Menschen angekommen. Insgesamt befinden sich zurzeit auf allen Inseln der Ostägäis gut 15.000 Migranten. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück.
Ausschreitungen in Flüchtlingslager auf Lesbos
FILE PHOTO - Refugees and migrants line up for a food distribution at the Moria refugee camp on the Greek island of Lesbos, November 5, 2015. REUTERS/Alkis Konstantinidis/File Photo

Die Zahl der Flüchtlinge, die seit Anfang 2017 über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind, ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. 93.292 Migranten erreichten seit Jahresbeginn die italienische Küste, das sind 16,7 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wie das Innenministerium in Rom am Dienstag mitteilte.

Die meisten der 2017 eingetroffenen Migranten stammen demnach aus Nigeria, Bangladesch, Guinea, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) und Gambia. Italien versorgt derzeit etwa 200.000 Flüchtlinge in Hotspots und anderen Einrichtungen. Unter den seit Jahresbeginn angekommenen Flüchtlingen sind fast 10.000 unbegleitete Minderjährige.

Insgesamt rechnet Italien in diesem Jahr mit einer Rekordzahl von rund neu ankommenden 220.000 Bootsflüchtlingen. Im Jahr 2016 waren 181.000 Migranten im Meer gerettet und nach Italien gebracht worden. 2015 waren es noch 170.000 Neuankünfte von Nordafrika über das Mittelmeer nach Italien gewesen.

Angesichts der steigenden Ankunftszahlen geht in Italien die Debatte über die Flüchtlingspolitik weiter. Die ausländerfeindliche Oppositionspartei Lega Nord sprach sich gegen die Idee einer Vergabe von temporären Visa für Migranten aus. "Das wäre ein Boomerang. Angesichts eines ständigen Migrantenstroms aus Italien würden uns die EU-Partner die Flüchtlinge zurückschicken, sobald das sechsmonatige Visum ausgelaufen ist. Die Entlastung für Italien wäre nur vorübergehend. Ein Visum wäre hinzu ein Ansporn für Migranten, nach Italien zu gelangen", sagte der Lega-Spitzenpolitiker und Präsident der Region Lombardei, Roberto Maroni, in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Dienstagausgabe).

Die Sprecherin des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), Carlotta Sami, kritisierte am Dienstag die Strategien im Kampf gegen den Menschenhandel als unzulänglich. "Die EU sollte den Mut haben, legale Wege für Wirtschaftsmigranten zu öffnen. Dies wäre ein schwerer Schlag für die Menschenhändler. Der Kampf gegen die Schlepperei ist immer noch zu schwach", so Sami in einem TV-Interview am Dienstag.

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