Antisemitismus-Vorwurf: Schweizer Hotel schickt Juden unter die Dusche

(Symbolbild)
Dass jüdische Gäste duschen geschickt wurden, ließ sogar auf diplomatischer Ebene zwischen der Schweiz und Israel die Wogen hochgehen. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum fordert die Schließung des Hotels.

Für Aufregung und einen gewaltigen Shitstorm in den sozialen Medien hat ein Hotel in Arosa in der Schweiz gesorgt. Mittels A4-Zettel wurde den jüdischen Gästen mitgeteilt, dass sie vor und nach der Benutzung des Pools die Dusche benutzen sollen, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

"An unsere jüdischen Gäste: Bitte duschen Sie vor und nach dem Schwimmen. Wenn Sie die Regeln verletzen, bin ich gezwungen, den Swimmingpool für Sie zu schliessen" lautete die Botschaft auf dem Zettel, der nur 24 Stunden beim Eingang zum Poolbereich hing. Aber das reichte, um für entsprechend Aufregung und Berichten in israelischen Medien zu sorgen. Eine jüdische Familie, die in der Apartment-Anlage Ferien machte, fotografierte den Zettel und schickte das Bild an den israelischen Sender Channel2.

Und es soll auch nicht die einzige Botschaft an die jüdischen Gäste gewesen sein. Am gemeinschaftlichen Tiefkühler hing ein Zettel der Aufschrift "An unsere jüdischen Gäste: Sie dürfen den Tiefkühler zwischen 10 und 11 Uhr morgens und 16.30 und 17.30 abends benützen. Ich hoffe, Sie verstehen, dass unser Team nicht zu jeder Zeit gestört werden will."

Antisemitismus-Vorwurf: Schweizer Hotel schickt Juden unter die Dusche
Israeli Deputy Foreign Minister Tzipi Hotovely speaks during a press conference in Jerusalem on January 11, 2017. / AFP PHOTO / MENAHEM KAHANA

In der Causa schaltete sich sogar das israelische Außenministerium ein. Die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely verurteilte die Plakate laut der Jerusalem Post als "antisemitischen Akt der übelsten Sorte". Sie veröffentlichte ein Statement, wonach ihr der israelische Botschafter in der Schweiz versichert habe, die Zettel seien entfernt worden. Dennoch verlangte sie eine formelle Verurteilung durch die Schweizer Regierung.

Seitens des Betreibers des Apartementhauses erklärt man, dass man nichts gegen jüdische Gäste habe. Das Schild am Pool wurde deswegen angebracht, da sich einige Wohnungseigentümer darüber beschwert hätten, dass jüdische Gäste in schmutzigen T-Shirts im Pool gebadet hätten. Laut Hauswartin richtet sich die Aufforderung an alle Gäste, nicht nur an die jüdischen - aber sie habe nicht auf die Formulierung geachtet und sie entschuldige sich dafür.

Was den Zettel auf der Tiefkühltruhe betrifft, fühlt sich die Hauswartin aber unfair behandelt. Die Kühltruhe sei ein Service für die jüdischen Gäste, damit sie ihre koscheren Lebensmittel aufbewahren können. Nur stehe die Truhe im Personalraum und das Personal solle auch seine Ruhezeiten haben, erklärt sie.

Tzipi Hotovely sagte zu isralischen Medien: "Leider ist Antisemitismus immer noch eine Realität in Europa und wir müssen sicherstellen, dass die Bestrafung von Vorkommnissen wie diese als Abschreckung dienen für jene, die immer noch den Keim des Antisemitismus in sich tragen".

Simon-Wiesenthal-Zentrum empört

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte am Dienstag die Schließung des Hauses in Arosa. Das Zentrum setzt sich gegen Rassismus und Antisemitismus ein.

Der Tourismusverband in Arosa betonte, dass der Ort in Graubünden 150 Kilometer südöstlich von Zürich seit Jahren viele zufriedene jüdische Gäste habe. Der Kommunikationschef von Schweiz Tourismus, Markus Berger, sprach von einem sehr bedauerlichen Einzelfall. "Ein solches Plakat darf klar nicht publiziert werden", teilte die Pressesprecherin der Tourismusorganisation von Arosa, Yvonne Wüthrich, mit. "Arosa Tourismus wird mit der zuständigen Person im Apartmenthaus Paradies den Vorfall besprechen und aufarbeiten."

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