Achtung, Smombies! Extra-Ampeln für Handy-Starrer

Ampel für Handy-Nutzer: Wer aufs Telefon schaut, wird angeblinkt
Mehrere deutsche Städte testen neue Blinklichter im Boden – sie sollen Unfälle vermeiden.

Sie schauen nicht rechts, nicht links, nur nach unten – auf ihr Handy: Jeder sechste Fußgänger hat laut einer aktuellen Studie beim Gehen sein Telefon in der Hand, bei den unter-35-Jährigen ist es jeder Vierte. Acht Prozent tippen sogar beim Überqueren der Fahrbahn; das Phänomen ist so alltäglich, dass es sogar Eingang in den Sprachschatz gefunden hat: Der Smombie, der Zombie mit Smartphone, wurde 2015 zum Jugendwort des Jahres gekürt.

Auch Tobias Harms von den Augsburger Verkehrsbetrieben kennt die Smartphone-Starrer zur Genüge. Seit Mitte vergangener Woche läuft in der bayerischen Stadt unter seiner Ägide ein Pilotprojekt, um das Risiko für eben jene Smombies zu minimieren – an zwei neuralgischen Punkten, an denen es immer wieder zu Unfällen durch abgelenkte Handy-Nutzer gekommen ist, wurden Blinklichter in den Boden eingelassen. Sie sollen die Im-Gehen-Tipper zusätzlich warnen: "Die Ampel im Boden ist gleich mit der normalen Ampel getaktet."

Mehrere Todesfälle

Unfälle, die durch den abgelenkten Blick aufs Handy verursacht wurden, gibt es nämlich zuhauf. "Die meisten Unfälle bei uns in endeten glimpflich, aber wir hatten in den vergangenen Jahren auch Todesfälle", sagt Harms. In München starb erst im März eine 15-Jährige, die von einer Straßenbahn erfasst worden war – sie hatte Kopfhörer getragen.

Installiert hat man die Zusatz-Ampeln deshalb dort, wo möglichst viele junge Menschen unterwegs sind – "in der Nähe von Unis und Schulen", sagt Harms, der die Idee dazu aus Köln hat.Dort gibt es seit etwa einem Jahr spezielle Bodenlichter an drei Standorten, zudem hat man vor einiger Zeit die Kampagne "Köln steht bei Rot!"durchgeführt, bei der rot und grün gekleidete Pantomimen Menschen an der Ampel auf Gefahren im Verkehr hinwiesen.

Die beiden Städte sind nicht die ersten, die sich etwas für Smartphone-Starrer einfallen haben lassen. In China existieren eigens markierte Gehwege für Handy-Nutzer, und in der US-Stadt Portland testet man Lautsprecher an Bussen, die vor dem Abbiegen Fußgänger warnen ("Fußgänger! Bus biegt ab!"). Die "talking buses" sind allerdings nicht besonders beliebt. Viele Anwohner an Kreuzungen reagierten ziemlich genervt auf die Lautsprecher-Stimme.

Gute Resonanz

In Augsburg und Köln sind die Reaktionen positiver. In beiden Städten will man erste Erfahrungen abwarten; wenn die Zusatz-Ampeln angenommen werde und auch für mehr Sicherheit sorgen, will man weitere Standorte mit Blinklichtern im Boden ausstatten. Beschwerden wie in Portland gibt es bisher keine – nur eine kleine Rüge: "Vereinzelt hat man uns vorgeworfen, dass wir damit nur die Sorglosigkeit der Leute unterstützen würden", sagt Harms. Das stört ihn wenig – im Gegenteil. Er hofft, dass auch andere Städte nachziehen werden.

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